In der Prophezeiung des Sohar ist die merkwürdige Affinität der Begriffe Herrschaft^und Wissenschaft (üluledut und Olioollmull) fcstgcstcllt, wie bereits in der heil. Schrift beide in Salomo vereinigt sind und zwar in ihrer psycho-chemischen Bedeutung. In der Umwälzung des durch Jahrtausende andauernden Beharrungs- zustandes durch die Neuzeit tauchen als Meteore unbekannten Ursprungs gleichmäßig epochemachende Welteroberer und Erfinder aus dem Nichts empor. Einzelne Individuen formen die Verhältnisse der Gesammtheit der Bewohner der Erde bis an die Pole um. Ueber diese Zentren des Organismus der Menschheit gicbt eine Soharstelle (Einleitung S. 9 b.) über den Vers Jeremia 10,7: „Wer wird Dich nicht furchten, o König der Völker, denn Dir geziemt es, denn unter allen Weisen der Völker und unter allen ihren Herrschern ist Dir keiner gleich?" Aufschluß: R. Eleasar sagt: Einst besuchte mich ein heidnischer Philosoph und sprach: Ihr behauptet, daß Euer Gott über die höchsten Himmel herrscht, allen Heerschaaren unerreichbar, die Seinen Ort nicht begreifen; aber dieser Vers läßt Seine Ehre nicht so unbeschränkt erscheinen, denn wenn er sagt, daß unter allen Weisen der Völker und ihren Herrschern Ihm keiner gleiche, so begreife ich diese Gegenüberstellung zu vergänglichen Menschen nicht. Noch Eins. Ihr legt den Satz: „Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mosche" so aus, daß in Israel keiner, aber unter den Völkern Bileam in seiner niederen Sphäre einen ähnlichen Bang eingenommen habe, so solltet Ihr auch diesen Satz so interpretiren: Unter den Weisen der Völker und ihren Herrschern ist Dir keiner gleich, aber unter denen Jsrael's giebt es solche. Dann aber stehen wir wiederum vor derselben Beschränkung. Daraus antwortete ich ihm: Der Allmächtige hat von Seiner Macht über die Schöpfung Seinen Propheten und Seinen Dienern, Abraham, Mosche, Josna, Elia, Elisa und allen Zaddikim verliehen, erhört ihr Gebet und läßt Seine Beschlüsse durch ihre Rathschläge ändern. Von Seinem Verhältnis; zu den Völkern sagt Jesaia (40,15): „Siehe die Völker gleichen dein Tropfen im Eimer, dem Staub an der Wagschale" und (B. 17): „Me Völker sind gegen Ihn wie Nichts" und Er nennt sich in allen früheren Schriften vor Jeremia nur König von Israel (ib. 44,6). Darauf sprachen die Völker: Er ist nur Euer Nationalgott und herrscht nicht über uns, wir haben unsere Schutzpatrone im Himmel. Diesem Jrrthum tritt Jeremia vor dem Eintritt des Exils entgegen. Unter Weisen der Völker versteht er die Genien derselben, von denen sic ihre Wissenschaft empfangen, und unter den Herrschern ebenso die Lnrim der Höhe, von denen Jeder seinen begrenzten Wirkungskreis vom Höchsten zuertheilt erhält, ohne mit Ihm in Vergleich gebracht werden zu können." So knüpft Ueäusollus I.evv, wie wir oben gesehen haben, an den Jdeenkreis Daniels und Jeremias an und sieht die Aufgabe des Zaddik darin, durch Abstreifung alles Körperlichen im Gebete sich über die Regionen der Völkerpspchen und ihrer Lnrim zn erheben und dieselben durch die Erhabenheit seines Gottesdienstes zu Gunsten des im Exil ihnen unterworscnen jüdischen Volkes umzustimmen. Diese ununterbrochene Thätigkeit seines Gebens fällt mit der Epoche der Renaissance des von seinen Feinden bereits todtgesagten Volkes erfolgreich zusammen, unterstützt von ebenbürtigen Zeitgenossen, wie R. Israel Koziniecer, der das Anstauchen des Welteroberers und seinen Untergang vorhersagt, dem Seher von Lublin, der beim Durchmärsche des französischen Heeres »ach Rußland vemselben den Nachruf aus dem ?iM des von Karl dem Großen aus Lucca mitgebrachten Kalonymiden widmet: „Es falle auf sie Furcht und Schrecken, ihr Herz zu erschüttern usw." Das Philistertum lacht höhnisch über den Einfluß von Männern, die als Beherrscher aller niederen menschlichen Triebe höher stehen als Eroberer, ober es findet keinen Anstoß daran, wenn es liest, daß der große Feldzug durch den Einfluß einer polnischen Buhlerin verloren gegangen sei, die den großen Corsen von dem Plane in Polen zu überwintern abzubringen wußte. Nicht minder
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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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277
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