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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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Funktion auszuüben, und wie er im Alter zu erzählen Pflegte, fragte R. Mendel Morgens, wer ihm das Lager bereitet hätte. Verlegen entschuldigte sich der Diener, daß er auf die inständigen Bitten des Knaben diesen zugelassen habe, worauf der Rabbiner ihm anftrug, daß fortan dieser letztere und Niemand anders ihm zu betten habe. So kam er in die nächste Nähe des geliebten Lehrers, wie der Talmud sagt: Es heißt von Elischa, daß er Wasser auf die Hände Elias gegossen hat; das lehrt nur, daß die Bedienung des großen Mannes wichtiger ist, als dessen Unterricht. Als nach einigen Jahren der Seher von Lublin dem R. Mendel sagen ließ, er sei ini8eiitnin686li li3llo<l68<:k, er bediene sich eines heiligen Gesäßes zur Dienstleistung, ließ er ihm mit den Worten Davids (Ps. 101, 6) antworten : Uolaeii becktzroell tnmim du g686llnr88oniDer den Weg der Unschuld wandelt, der soll mich bedienen."

Ta sein Jngendunterricht sehr vernachlässigt war, holte R. Hirsch durch Lernen bei einigen alten Chaßidim in den freien Stunden Bibel und Mischnah nach, wobei er freilich, da er den üblichen Chederunterricht für den Talmud nicht genossen halte, als Amhaarez galt. Um so merkwürdiger ist es, daß dieser Mann von den größten und scharfsinnigsten Gelehrten und angesehensten Rabbinern später als geistig weit überlegenes Oberhaupt und von den auf ihren Rang streng eifersüchtigen Zaddikim, deren Anhang nach Tausenden zählte, als 2uääL ll688oä Oluin, d. h. als Zaddik höchster Rangordnung, betrachtet wurde. Die Innigkeit und das Feuer- feines Gebetes setzte die angesehensten Schüler seines Lehrers in Erstaunen, und als er sich vor diesem einmal beklagte, daß sich ihm bei der Tefillah feurige Buchstaben und Formeln vorstellten, antwortete dieser erstaunt: Was willst Tu? das sind ja die lvnvvoiiot, des Irl. Ich will, antwortete er, nur mit dem einfachen Wort­sinn (Uerrmeir iiAinillot) beten. So, sagte R. Mendel, das ist aber die höchste kUnärZAN (Stufe), und das ist nur Einem oder Zweien im Tor (in der Generation) möglich. Nun erscheint das auffallend, weil man das gewöhnliche Hersagen der Gebete mit wirklicher Andacht verwechselt; man braucht jedoch nur die Predigten des R. Jonathan Eibenschütz in Metz zu lesen, wo er sich beklagt, daß die angesehensten Gelehrten, vom Volke gar nicht zu reden, es nicht fertig bringen, auch nur einmal im Jahre eine ganze Loiinrone L88N6 mit vollster Andacht herzusagen.

Der Lehrer hielt so große Stücke auf den Knaben, daß er ihn höher schützte als seine größten Schüler, zu denen Männer vom Range des Ropczycer Rabbiners R. Nastali gehörten. Als dieser ihn vor seinem Tode um seinen Segen bat, legte er ihm die linke Hand auf's Haupt, und als R. Nastali ihn bat, er möge ihn mit der rechten segnen, antwortete er:Nein, die muß ich für Hirsch halten. So wie der ^.rl gesagt hat, er sei nur um seines Schülers R. Chaim Vital willen auf die Wett gekommen, so bin ich es nur um seinetwegen." R. Josef Epstein, Sohn des berühmten Nnor ^M8ollaiN68ell, der nach dem Tode seines Vaters in Neustadt in Polen einen Anhang von Zehntausenden um sich sammelte (starb 1868), erzählte, daß er als Jüngling seinen Vater, der als Schüler des R. Elimlech einen Vorrang vor den andern Schülern des R. Mendel genoß, einmal nach dem Gebete zu dem bereits verheiratheten R. Hirsch, der vor dem Gebete das Beth hamidrasch auskehrte, sagen hörte: Hirsch, Du wirst heute ein Frühstück für uns Beide machen, an welchem nur wir Beide theilnehmen werden; denn ich habe mit Dir etwas zu reden. Der junge R. Joses kam dann in Begleitung seines Vaters mit.Ich", sagte R. Klonymos,kenne alle Knveonot des Jri und treffe die peinlichsten Vor­bereitungen zum Gebete. Dennoch habe ich bis öoruoll »ellaomur während der Segenssprüche und der XordonM8 (Opfersprüche) die ärgsten Belästigungen seitens der Verstoßenen. Du kennst alle jene Formeln nicht und bist frei von allen