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Vordersatzes auf, mit seiner nihilistischen Geringschätzung aller wahren Größe. Das ungestüme eilfertige Wesen der Franzosen des Ostens gesellte sich in dem eigentlichen Polen zu dem uralten Fehler des H12N, der Hildigkeit, die namentlich den babylonischen Juden vorgeworfen wurde, die sich im ganzen Wesen auf Schritt und Tritt äußert und jeden Gevatter Schuster und Schneider ein Universalgenie in sich entdecken läßt.
Um dieser Verwilderung vorzubeugeu, ohne die Massen in die Lethargie der Indolenz und den Jndifferentismus des Philisteriums zurückfalleu zu lassen, waren für das weitaus gefügiger veranlagte Menschenmatcrial Galiziens und Rußlands Männer wie R. Hirsch Rymanower, R. Israel RoLaner und R. Mordchai Czernobieler ausersehen.
Der Erstere hatte den Weg des Balschemtvw wiederherzustellen, wonach das Herz und seine Thütigkeit durch das Altarfener des Gebetes das Zentrum aller religiösen Thätigkeit bilden soll, während welcher alle anderen zu schweigen haben. Nach einer schönen kabbalistischen Betrachtung ist der Zahlenwerth von (Herz)
— 32, weil die Leitungen aus der endlosen Mannigfaltigkeit der 32 Gehirnkammern sich in ihin zu einem einheitlichen Produkte des Willensich kvnzentriren. Ter Nachfolger des Sehers von Lublin in Polen, R. Meir Apter, sagte dem N. Hirsch, dem er auf der Durchreise nach einem Karpathenkurorte begegnete: Euer Lehrer war in seinem Zeitalter der Jmuck lwlklillsii, die Säule des Gebetes; trachtet, dieselbe unversehrt aufrecht zu erhalten. So heißt es im Nachrufe des Elischa an Elia und des Königs Joram an Elischa: „Mein Vater, mein Vater, Streitwagen Israels und dessen
Reiterschaaren", wozu "laiMin lloimÜiLw bemerkt: „dessen Gebet machtvoller ist als Wagen und Reiter". Das ist auch bei ihm buchstäblich in Erfüllung gegangen, so daß ein bedeutender Zeitgenosse, R. Salomo Löb Lentschncr, sagte, er hätte einen 1112 (Verkündung) gehört, R. Hirsch sei der NQNlv N1ll>Q )N2, der Kriegspriester.
Das Jahr 1846 brachte ein Ereigniß, welches in einem weniger gedrückten, durch Golus und Armuth, Materialismus und Spießbürgerthum herabgekommenen Zeitalter als ein größeres Wunder als das Purim gefeiert worden wäre. ._^
Die Polen hatten eine allgemeine Erhebung vorbereitet, die in Posen unter > Mieroslawski, in Galizien unter Graf Reh zum Ausbruch kam. Was das Schicksal, der Juden Galiziens gewesen wäre, das beweisen die Vorgänge unerhörter Grau- ? samkeit im Herzvgthum Posen, wo namentlich in dem vielgenannten Wreschen Massacres i stattfanden, bei denen jüdischen wie deutschen Frauen die Brüste abgeschnitten wurden. ^ Galizien war außer Lemberg schon durch die Sicherheit des russischen Bündnisses von Truppen so entblößt, daß in Tarnow, dem Zentrum Westgaliziens, nur etwa 20 Invaliden stationirt waren. Die Regierung in Wien hatte keine Ahnung von dem, was vorging, ebensowenig wie die Juden, denen nur auffiel, daß alle Schuldscheine der Adeligen auf das Datum des 22. Februar ausgestellt wurden, als den Termin einer nicht vorausgesehenen Abrechnung.
_Dembitza, ein Marktflecken, 33 Kilometer östlich von Tarnow, damals mit
etwa lOOkNSEu jüdischer Bevölkerung und vielleicht 60 christlichen Familien, war ) als Rendezvous des Adels bestimmt. Eine halbe Meile entfernt hatte Gras Reh seine Besitzung. Derselbe war der beste Reiter und Schütze, ein Herkules, übrigens !
jovial und kein Judenfeind. Er konnte sich höchstens den Spaß machen, den bei /
ihm geschäftlich verkehrenden Juden beim Weggehen den Hut vom Kopfe zu / schießen, ein Rest traditionellen, adligen Uebermuthes. /
Am Morgen des 22. Februar legte Gras Rey sein Gala an und trat, mit/ dem Schwerte umgürtet, mit der Gräfin vor den Spiegel, um sich in seiner Zukunftsrolle anzuschauen. Da überkam beide, wie die Gräfin später erzählte, eine