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keinem Zweifel. Ebensowenig, daß ich noch viel inehr zn sagen wüßte. Aber was mir unbegreiflich erscheint, ist, wie man in so schlichte Worte drei Blatt L?i Einst i m einkleiden und dabei mit seinem Feuer Himmel spalten kann."
Wie weit die Richtigkeit des talmudischen Wortes Zsäolu 8oltitnu8eiw, sotor inlliiwuäg., Praxis ist der Theorie überlegen, auch in der Kabbala Geltung hat, zeigte sich bei diesem seltenen Manne auf mannigfache Weise.
Mein seliger Lehrer R. Salomo Rabinowitz fragte in seiner Jugend den als Wunderrabbi berühmten R. Ber Radoszycer: „Wozu nützen diese Hlolnim
(Wunder), die Ihr dem Pöbel beweist? Ist es nicht besser, jungen Gelehrten in seelischer Beziehung behilflich zu sein?" R. Ber beantwortete diese Frage nicht. Bei einer Gelegenheit sprach nun R. Hirsch die Regel ans, daß der Rabbi als Seelenarzt keinem der jungen Leute in seelischer Beziehung unter die Arme greifen darf, solange er nicht weiß, was aus demselben werden wird, bis ans Ende der Tage. Das ist nun freilich schon in den oben cirirten Aeußerungen des R. Uri angedeutet. Die Erläuterung und Begründung, deren tiefe Erklärung nicht hierher gehört, findet sich jedoch zum ersten Male in dem achten der Lelliwonu Leiiourim aus dem handschriftlichen Nachlasse des R. Chaim Vital, die zum ersten Male in Jerusalem 1860 gedruckt wurden. Alle früheren, meist verstohlen gemachten Kopien, die im Besitz der Kabbalisten waren, sind unvollkommen und fehlerhaft. Für den Fachkenner ist das Faktum ganz besonders merkwürdig.
Ein zweites Faktum dieser Art beleuchtet die geistige Ueberlegenheit dieses Mannes in seiner Schlichtheit und die Wahrheit des Wahlspruches des Bastchemtow: Die Thora ist IvMiirm, noch ganz unberührt. Die gelehrten Rabbis pflegten aus dem Siddnr des ^ri zu beten. R. Hirsch, der dieje Disziplin nicht zu kennen schien, hatte ein gewöhnliches Siddur (Gebetbuch.) Sein Schwiegersohn, ein krittlicher Gelehrter, dessen Intimität gegenüber dem äußerst bescheidenen Mann ihn ermunterte, ihn sehr häufig zu schulmeistern, sagte ihm einmal: „Es ist doch nicht passend, aus einem Siddur zu beten, wie ein gewöhnlicher Dorssmaun. Wenn Ihr auch im Arisiddnr nicht Bescheid wisset, so lasset ihn wenigstens beim Gebet vor Euch liegen ^ es steht ja doch Alles darin, wie in dem gewöhnlichen." Daraus antwortete er ihm: „Kindischer Mensch, glaubst Du denn, daß das Gebet nur einerlei Form hat und an einem Orte feststeheu bleibt? Tie Kurvoimt, des ^ri sind von diesem selbst nur für einen Tag gemacht worden. Er erreichte immer höhere Xurvoriot, und in den drei Jahrhunderten, die seit seiner Zeit verflossen sind, hat das Gebet ganz andere Höhen erreicht. Beweis, daß ans das Hallet, namentlich dessen drittes Kapitel, von ihm gar keine Bezeichnungen da sind. Glaubst Du, daß deshalb keine existiren?"
Man vergleiche damit die Fragen, die der berühmte Gelehrte R. Jecheskeel Landau über das Thema geltend gemacht, indem er die Regeln des Ari anfocht (Resp. 34), weil dieselben mit den alten des Rokeach nicht übereinstimmen. Schon Azulei, Lotienr iwMctolem 21 (8. v. Eleasar) deutet die Ansicht an, die R. Hirsch ausgesprochen hat, wovon der so berühmte Xoclu kststmclu keine Ahnung hatte.
Nun muß man nicht glauben, daß ihm die Fähigkeit gemangelt hätte, diese Werke zu lesen. Er hatte sich einmal mit dem Ilrit Kvkunut Olum des R. Isaak Koretzer, Urnrenkel des großen R. Naftali Kohn, befaßt, einem Werke, das die Perle der Kabbala, eine geradezu übernatürliche Arbeit ist. Nach der Lektüre war er während drei Tagen so wie geistesabwesend, daß seine Umgebung ernstlich besorgt wurde. Als er wieder zu sich kam, sagte er: „Ich habe eine Natur von Jugend aus, jedes Buch, das mir in die Hände kommt, von Anfang bis Ende durchzusehen und habe mir ausgebeten, daß ich das, was mir für den „Dienst"