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Tische gespeist wurden. Seit langer, langer Zeit kehrte der urwüchsige echte jüdische Frohsinn wieder in das Volksleben ein, die echte Freudigkeit, die man noch diesen Greisen am Gesichte ablesen kann, ohne dieselbe unter den heutigen Verhältnissen auch nur zeitweise wieder Herstellen zu können, eine Stimmung, die auch nur in der paradiesischen Atmosphäre dieses göttlichen Mannes gedeihen konnte.
Einzig in seiner Art, wie sein Leben, war auch sein Abschied von dieser Welt. Angesichts der Umwälzung, welche die Bauernrevolution des Jahres 1846 hervorgebracht hatte, und der drohenden Hnngersnoth hatte er sich bei Anbruch des Winters 5607 (1846/7) zureden lassen, um die Tausende von Menschen, die ihm zur Last lagen, erhalten zu können, eine Reise nach Westgalizien anzutreten. In DMrw wohnte der älteste Sohn und Nachfolger des R. Naftali Ropczycer, mit "Mmien R. Elieser, einer seiner treuesten Verehrer. Obwohl in den Traditionen seines Vaters ausgewachsen und gewohnt, keine Autorität anzuerkennen, stand er vor R. Hirsch, wie ein Kind vor dem Vater. Augenzeugen erzählen, wie der über sechs Fuß hohe Mann mit verschränkten Armen in dem Rymanowcr Bethamidrasch dem Gebete des R. Hirsch lauschte, während ihm Thränen über die Wangen rollten, und er dann seinen Gefühlen Luft machte mit den Worten: „Wo wird Gott noch einen so treuen Diener hernehmen?" Als er einst in dem über dem Bethamidrasch gelegenen Empfangszimmer des Rabbiners dessen Stimme von unten her vernahm, wie er das Schemsi anhub, warf er sich der Länge nach auf den Fußboden und drückte das Ohr an denselben, um besser hören zu können. Seine Freude und Überraschung waren daher groß, als er den alten Lehrer bei sich empfangen konnte, oberer äußerte sogleich seine Besorgniß für dessen Gesundheit bei dem furchtbaren Unwetter, das sich eingestellt hatte, und veranlaßt dessen Heimkehr, aber zu spät. Ein hitziges Fieber hatte sich eingestellt, und nach Hause gekommen, konnte R. Hirsch das Bett nicht mehr verlassen. Er hatte schon am Sukkot vorher Äußerungen fallen lassen, die seine Umgebung in Schrecken versetzten. Am Freitag ?. Oinrjo Lara kam er nach Hanse (24. Marcheschwan) und verrichtete den Kidduschsegen im Bette. Dann sagte er den Vers der Parascha (I, 24, 34): „evnsomnr kbacl ^krnsinm
nnoodi; das nkäus, der Lebensdienst Abrahams, war: nnoosii, den zu erkennen, der sich am Sinai mit dem Worte Mooki „Ich" offenbart hat. Ich bin schon so alt geworden, und weiß noch immer nicht, wer Gott ist." Dann nahm die Hitze überhand mit Unterbrechungen bis Mittwoch Abend, dem Eintritt des ersten Neumondstages Kislew. Die Hitze ließ nach, und er ließ seine Frau und ihre zwei kleinen Kinder, die 6 jährige Tochter und den 2 jährigen Sohn, seinen jetzigen Nachfolger R. Josef Friedman kommen, um von ihnen Abschied zu nehmen.
Mein Vater, sprach sie, wo lasset Ihr mich zurück mit den Kindern? - - Beim Eigen- thümer der Welt, gab er zur Antwort. Dann betete er das Abendgebet mit gewohnter Machtanstrengüng.' Inzwischen war es 11 Uhr Nachts geworden, und er sprach das Schema vor dem Schlafen mit solcher Anstrengung, daß man seine Seele schon entflohen glaubte. Dann rief er machtvoll: bnrnoü 8osism Rebaä n. s. w. und das ganze Schema bis M 66 N 62 mi/mosim, vvijdi nonin und zososiev basster und 8osinre 1ö innresi lemnn äom/nn-r li, Gebet um Verzeihung für alle, die ihm je Leides gethan, dann sprach er den Segenssprnch sollssinieui, so daß die Umstehenden ihm Wasser zum trinken reichen wollten, was er jedoch abwehrte. Es war der Segensspruch über den Tod, eine neue Halacha, die R. Israel RoLaner als einen Beweis unerreichbarer Geistesgegenwart rühmte; dann legte er sich nieder, das Antlitz nach oben gerichtet, strich sich mit der Rechten über Stirne, Gesicht und Bart und hauchte seine Seele aus. Während der ganzen Zeit von sechs Uhr Abends an stand eine Feuerkugel von Mondesgrößc über dem Hanse, die einen so Hellen Feuerschein über dasselbe verbreitete, daß man Hütte eine Nadel einfädeln können. Dieselbe