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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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befreie::, in Kiew durch 16 Monate in einen sehr schweren Kerker setzen, während welcher Zeit er die Entschließung treffen wollte, ob er ihn in den Kaukasus oder nach Sibirien verbannen solle. Dieser Gewaltherrscher, dessen Händen noch kein Gefangener entronnen, wie es (Jes. 14, 18) von Nebuchadnezar heißt: ^.88ira1 Io xatnell dwjt.8,, hatte jedoch die Rechnung diesmal ohne den Wirth gemacht. Auf noch unaufgeklärte Weise, wie es heißt, durch Verwendung des Fürsten Woronzow- Daschkow, erhielt der Gouverneur von Kiew am Schuschan Purim (16. Adar 1841) den Freilassungsbefehl.

Inzwischen hatte R. Meir Przern Wchmer in Galizien in seiner merkwürdigen Manier einen seiner Anhänger)' NathanSimon Horowitz aus Suczawa, bestimmt, den R. Israel über die Grenze zu bringen, welcher er im schärfsten Tenipo mit bestellten Relaispferden zueilte. Zum Glücke gab es noch damals keinen Telegraphen, und so hatte er hinreichenden Vorsprung gewonnen, als ein neuer Haftbefehl ans Petersburg eintras und ihm die Kosaken aus den Fersen waren. Horowitz, ein herkulischer Mann, erwartete ihn am Grenzflüsse und trug ihn auf den Schultern durch das Wasser. Die russische Regierung reklamirte durch Spezialkuriere in Wien und Lemberg, aber da ein ganzes Dorf, Bauern und Popen, geschworen hatten, daß R. Israel in ihrem Dorfe als österreichischer Unterthan geboren sei, konnte er nicht ansgeliefert werden. Dennoch wollte man dem Drucke der russischen Forderung nachgeben, und so eilten zwei Strelisker Chaßidim, die seine Anhänger waren, am Sabbath nach Wien, um Protektionen bei Metternich zu schaffen. Dr. Mannheimer / war dabei thätig, doch fragte er bei dem ihm befreundeten Isaak Mieses in Krakau / zuvor an, was es mit den: Chaßidismus für Bewandtniß habe. Die beiden mußten / daher zu den: Krakauer Rabbi ner Berisch Mavsels , der sich erst nach dem Wesen / des R. Israel erkundigte."(Erhalte einst seinem Sohne R. Israel Maysels, späterem ' R. von Schedlitz, der ein Chaßid geworden war alle anderen Kinder gingen in das Lager der Reform über eine Ohrfeige gegeben, weil er behauptet hatte, R. Isaak Lurje (Ari) sei größer gewesen als der Rabbiner von Lissa.) Efraim Lemberger, so hieß der eine der beiden Boten, sagte ihm, R. Israel sei ein Zaddik, der sich vollkommen zu beherrschen wüßte. Womit beweist Ihr das? fragte Maysels. Er hat noch niemals beim Essen sich um Haaresbreite zu dem Löffel gebückt, den er zum Munde führt. Hahaha! lachte es in: Chorus. Das kann ich auch, sagte Maysels, da man gerade beim Essen war. Nun Prokuren Sie, sagte Efraim. Maysels führte den Löffel langsam zum Munde, aber, als der Lössel in Mundeshöhe kam, schnappte er unwillkürlich nach demselben und mußte den Versuch aufgeben. Uebrigens schrieb Mieses an Mannheimer, daß der Chaßidismus einen hohen ethischen Werth habe und belegte dies durch Citate, aus der Jenem gänzlich unbekanntem chaßidischen Literatur. Metternich ließ ihm darauf den Rath crtheilen, ein Gut zu erwerben, um als Großgrundbesitzer vor Anfechtungen sicherer zu sein. So kauften ihm seine russischen Inden das Gut 21nt^ poteck in der Bukowina. (Es ist eine der schönsten Leistungen des Chaßidismus, daß er das Volk dazu vermocht hat, den Rabbiner nicht, wie im Westen, als Küster zu betrachten, der vor dem Bankier seinen Kotau machen darf, sondern daß Millionär und Armer ihren Stolz darin setzen, für ihr Oberhaupt Gut und Blut in die Schanze zu schlagen.) Nach manchen Wanderungen ließ er sich endlich iu-Sadagvra-in der Bukowina mit seiner inzwischen aus Rußland nachgeholten Familie nieder, führte jedoch einen minder auffallenden Hof, hingegen wuchs sein Anhang durch seine wunderbaren Schicksale ebenso, wie durch seine merk­würdige, ganz neuartige Erscheinung in das Unzählbare, umsomehr, als die angesehensten Oberhäupter von Nah und Fern, deren Anhang nach Tausenden zählte, ihm ihre Huldigung darbrachten. Von R. Hirsch's Reise zu ihm habe ich bereits berichtet. Sein Urtheil über ihn lautete, daß es kaum zu begreifen sei, wie ein Mann von