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kosmopolitische Eruption das Werk zu vollenden versprach, das die Katastrophe vor 60 Jahren begonnen, indem es die Bastille des Mittelalters von der Erde weggefegt hatte, da glaubten auch die Juden am Ziel ihrer Wünsche und Hoffnungen
angelangt zu sein.
Aber ebenso wie seiner Zeit R. Meier Apter in Polen, warnte jetzt R. Meier Przemyszlaner vor verfrühten Illusionen. R. Israel selbst sagte: Die Generation ist leider nicht reif für die Erlösung. Man verlangt Buße von einem gefesselten und geknebelten Volke, das nicht einmal die Kraft hat, zum Himmel zu schreien. Man löse seine Fesseln, nehme ihm den Knebel aus dem Munde, lasse es in seine Heimath zurückkehren, sein Heiligthum wieder aufbauen. Das wird zuerst auf natürlichem Wege geschehen, wie zu Esra's Zeiten, dann erst wird die Basis für die Erlösung geschaffen sein.
Das Jahr war ein Katastrophenjahr, wie R. Meier Przemyszlaner
1. Linor 1847 beim Vortrag der Thora in seiner drastischen Manier vorausgesagt hatte. laraest --- 1848 giebt es 8lr36st ^ Schrecken, 1849 Krieg,
1850 erst wieder Frieden. R. Israel, sagte er, hat sich mit den idealen Welten vernommen, der Beizer Raw beschäftigt sich mit der Heilung der Geisteskranken, ich allein bin ein „Schwall" (Vlix niedriger Mensch).
Ein „Schwall" (Schwalbe im Jargon) kann keinen Sommer machen. Es trat eine furchtbare Epidemie auf. Die Rabbis versammelten sich bei R. Israel,um zu berathen, was anzusaugen, ob etwa Fasten und Bußtage auszuschreiben seien. Der mit ihm durch Verheirathung ihrer Kinder in Verwandtschaft gekommene R. Chaim Koffower, sagte zu ihm: „Werden wir uns so einfach abthun lassen, wie die Hühner?" Daraus antwortete R. Israel: „Die weißen Hähne hielten einmal eine Sitzung, was dagegen zu thun sei, daß man sie am Erew Jom Kippur zu Kappores aussucht.
Die jungen wollten, daß man dagegen remonstrire. Da sagte ein alter Hahn:
Mein Rath ist, lasset uns in den Kamin fliegen, da wird unser Gefieder schwarz und man sieht uns nicht mehr heraus. Folget meinem Rache und lasset uns die weißen Kaftane ablegen, uns unter das Volk mischen, damit man uns nicht heraussieht."
Mein sel. Freund, R. Hirsch Dubetzker, stand neben ihm in seinem an den großen Betraum anschließenden besonderen Betstübchen am Hoschana-Rabba desselben Jahres (48) als er sagte: L'DI KIVL'IN »behüte die Seele vor Schreck",
das er mit solcher Emotion und Zähneklappern sprach, als ob er den Schrecken sämmtlicher Individuen des Volkes in sich ausgenommen hätte, so daß R. Hirsch nicht im Stande war, in seiner Nähe zu verbleiben, und davoneilte.
Am Jom Kippur befand sich durch viele Jahre ein Chabad, Namens R. Ascher, bei ihm, den er sehr lieb hatte. Derselbe litt an einem gefährlichen Lungenübel, und R. Israel ließ ihn regelmäßig vor Mussaf zu sich in's Stübchen rufen und befahl ihm, vor seinen Augen etwas zu genießen. Am Jom Kippur 1849 vergaß er es, der Mann fastete und starb an demselben Tage. Darob war R. Israel so verstört, daß er darin eine Ankündigung seines nahen Endes sah und das ganze Jahr hindurch durch veränderte Gewohnheiten Andeutungen dafür gab. Am letzten Sederabend, der immer in besonderer Feierlichkeit und Abgeschlossenheit von Fremden gefeiert wurde, wobei er das 1^1 „und
dies ist unseren Vätern und uns beigestanden" wohl an 00 Mal wiederholte, dabei die Farbe wechselnd, so daß man jedes Mal ein anderes Individuum vor sich zu sehen glaubte — sagte er nach Sedcrschluß: „Es wird eine Zeit kommen, wo alle Regierungen von einem solchen Judenhaß erfüllt sein werden- daß sie uns einfach aus ihren Landen nach Palästina vertreiben werden. Nun wird das zwar ein 71"U eine große Schande sein, daß nach einem solchen Golus die erwartete