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sagte, daß die niedere Welt nicht einmal einen Seufzer Werth ist, so lange die Lüge Herrscht. Aber das dauert nicht ewig. Und wenn dem über das Niedrige, Unausstehliche erhabenen Manne der Faden ausgeht, dann ist es der grimmige Humor des Kriegers, der ihm über die Mühseligkeit des Weges Hinweghilst. Vom Erhabenen zum Lächerlichen, vom Ideal zur Entartung ist nur ein Schritt. Wenn die Edelsten der Menschheit, die alten Propheten sich die Nachbarschaft der falschen, der Baalspropheten, und anderer Betrüger oder Decadenten gefallen lassen mußten, um wie viel mehr war solches im Sumpfe des Golus unter unsäglichen Verhältnissen der Fall. Wie R. Juda Chassid im gokor-dusÄäiM. H 1164 sagt, wiederholen sich dieselben Erscheinungen wie zur Zeit der Propheten im Golus bei den ihre Stelle vertretenden Zadikim, die eben solche Doppelgänger haben. Namentlich die Enkel berühmter Männer pflegten sich deren Stellung anzumaßen, auch wenn ihnen sonst jede Berechtigung dazu fehlte. Kam so einer zu R. Meir mit der ganzen Arroganz seines Auftretens. R. Meir erzählte eine iKussak. Ein l'orit^ (Gras) hatte einen alten Hund, der zu nichts mehr zu gebrauchen war. Da er ihn nicht erschießen mochte, aber auch nicht dulden konnte, beschloß er, ihn in den Wald zu schicken; um ihn jedoch vor den wilden Thieren zu schützen, kaufte er beim Kürschner verschiedene Pelzstückchen vom Wolf, Bär und Löwe und ließ ihn so bekleidet in den Wald. Alle 0iigg68 (wilden Thiere) flohen vor dem ungewohnten Anblick. Man hinterbrachte dein Löwen, daß ein neues, furchtbares Thier ihm die Herrschaft streitig zu machen gekommen sei. Er sandte nun den schlauen Fuchs, damit er erfahre, was es für Bewandtniß mit dem Thiere habe. Dieser traf ihn im Walde und fragte ihn: Wer bist Du? Antwort: Mein Urgroßvater war ein Löwe. Sehr gut, aber wer bist Du? Mein Großvater war ein Bär. Desto besser. Aber Du? Mein Vater war ein Wolf. Gut, aber du wer bist? Ein Hund. Also, das wollt ich wissen. Dein Stammbaum ist mir gleichgültig.
Wer an der Ausdrucksweise Anstoß nehmen sollte, der erinnere sich nur an Jes. 56,10.
Gegen seine eigenen Kinder und Enkel von äußerster Strenge, gab er dieselben bei seiner eigenen Bedürfnißlosigkeit der äußersten Noch preis. Als er R. Israel bei dessen Anwesenheit in Lemberg besuchte, fragte ihn dieser, womit er sich beschäftige und er antwortete: Ich bin dublmi (Armenvater). Er
ließ niemals einen Groschen bei sich über Nacht. Alles mußte an Arme vertheilt oder nach Palästina für die dortigen Armen gesandt werden. Er entstammte einer uralten Rabbinerfamilie, in welcher die Sehergabe erblich war. Fünf Generationen derselben, derer: Grabstätten noch in Przemyslcmy erhalten sind, sind bekannt. R. Jakob (um 1600) hatte einen Sohn R. Leb, der den Beinamen Losiomsr Ludbut führte, wegen seiner selbst irr jener Zeit besonders gerühmten außerordentlichen Sabbath- heiligung. Dessen Sohn hieß R. Meir, war Zeitgenosse und Freund des R. Israel Balschemtow und machte sich besonders durch Entlarvung der Anhänger der scheußlichen Sabbathianersekte bemerkbar, welche damals in Podolien ihre Hauptschlupswinkel hatte.
Sein Sohn war R. Aron Löb, einer der geachtetsten, in größter Armuth und Askese lebenden Rabbiner, der sich mit dem Volke sehr wenig abgab. Dein großen R. Elimelech gegenüber that er einmal den Ausspruch, daß der wahre Gottesdiener selbst die als eines der höchsten Ziele durch die Früheren angestrebte Offenbarung Elia's (dilrrj iÄiu) zurückweisen müsse, weil durch sie die freie Wahl des Menschen (öoenirg-si) vollständig vernichtet wird. Der Mensch sei aber zur Freiheit geboren und soll sich die Anerkennung des Höchsten durch freie Wahl des Guten und Bekämpfung der bösen Triebe und Versuchungen erwerben. Seinen Sohn R. Meir ließ er im zarten Kindesalter als Waise zurück. Derselbe wurde von seinein Freunde