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sagte er nach der Verabschiedung des R. Chcmn zu meinem Freunde, „daß ihm das Thema fremd ist, und habe das Gespräch abgebrochen."
Den Trotz der Gegenpartei hat er durch ein Ereigniß gebrochen, das damals außerordentliches Aufsehen erregte. In dem chaßidischen Bethamidrasch seiner Gegner war ein Sefer Thora, das ein wegen seines heiligen Lebenswandels sehr verehrter Sofer, Schüler des R. Elimelech, mit Namen R. Simon, geschrieben hatte, der etwa fünf Jahre vor dem Streite gestorben war. Eines Tages ließ er den Leuten sagen, dieser R. Simon hätte ihn aufmerksam gemacht, daß das Sefer ^D2 sei, weil der Buchstabe des Wortes durch einen Sprung gespalten sei, so daß man
nicht daraus vortragen dürfe, bis die Ausbesserung vorgenommen wäre. Als sich die Richtigkeit dieser Angabe, die selbst dem scharfen Auge kaum wahrnehmbar war, bestätigte, wovon er auf gewöhnlichem Wege keine Ahnung haben konnte, sah man den Ernst seiner Mittheilungen ein, den seine Gegner auch sonst auf erschreckende Weise zu fühlen bekommen hatten.
In einer ganzen Reihe derartiger Fakta erregte das meiste Aufsehen, daß er am Tage vor Erew Pesach des Jahres 1842 ins Bethamidrasch mit den Worten kam: „Rymanow braucht üuedniim" und um ein Minjan schickte, um für die Stadt zu beten. Dieselbe wurde am Abend aber durch eine Feuersbrunst bis auf ein einziges Haus, in welchem R. Hirsch Zuflucht gesucht hatte, in Asche gelegt. R. Saul wohnte in einem festungsähnlichen Gebäude des Ghettos, dessen Abschluß nach Norden es ebenso wie die gegenüberliegende alte Synagoge nach Süden zu bildet, so daß man den Ausspruch des Jüd: „Es leuchtet ein Lichtchen gegenüber der Alten Schirl" aus ihn bezog. Dieses Hans hatte der Bruder des Erbauers der R. Eisik-Schul (1644), mit Rainen R. Moses, erbaut, um bei Judenverfolgungen der Gemeinde ein festes Asyl mit unterirdischen Gängen zu bieten (1647). Es hieß hebr. ^11^21 wörtlich „Seelenrettung" im Sinne von „Lebensrettung". Es
wurde aber kein Gebrauch davon gemacht, da seit den Zeiten des Tossafot Jomtow die Überfälle des Ghettos durch eine tüchtige Lehre, welche die Scholaren erhalten hatten, sich nicht mehr wiederholten. R. Saul sagte: „Das Haus ist gewidmet worden zu Mlr>2!-> jetzt hat es diesen Zweck (im buchstäblichen Sinne) erreicht."
Sein Hinscheiden war ebenso merkwürdig, wie sein Leben. Er ließ sich mit dem Krankenbette vor die Bundeslade tragen und sprach am Freitag Abend des 28. Tamus 1854 den Psalm (29) vor Einweihung des Sabbaths mit gewohnter feuriger Anstrengung vor dem Amud. Dann sprach er den Kiddusch und hauchte seine reine Seele aus.
Die Söhne des R. Israel Friedmann. R. Isaak Meier in Warschau. R. Salomon Hakohen Rabinowitz in Radomsk. R. Mendel Lubawiczer. R. Salomon Fränkel in Wielopole. (1851—70.)
R. Israel Rosianer äußerte sich über den Werth des Adels in einem Gleichnisse: „Ein König veranstaltete einen Wettkampf der Künstler, indem er einen Preis dafür aussetzte, wer eine der vier Wände seines Gemaches am schönsten und in passender Harmonie mit den drei von den Anderen gemalten Wänden Herstellen würde. Drei Maler versuchten sich, jeder an einer Wand. Der vierte verfiel auf den Plan, seine Wand mit einem farblosen, derart konstruirten Stoffe zu überziehen, daß alle drei Malereien sich in derselben widerspiegelten. Das ist der Adel der Geburt. An sich bedeutet er gar nichts. Wenn die Ahnen, jeder nach seinem Genie verschieden, Positives geleistet haben, so hat der vierte gar kein Verdienst dabei. Wenn er aber im Stande ist, sein Ich derart rein zu erhalten, daß sich die Leistungen der Ahnen in ihm wiederspiegeln, dann hat selbst seine negative Thätigkeit den Werth der vorangegangenen positiven."