3c>6 -
halte bei d. h. ich bereite mich vor; aber daß Gott auf mir ruht, das
habe ich noch nicht erreicht.
Endlich nachdem sich die Grundlosigkeit der Denunciation herausgestellt hatte, wurde er am 23. Tamus 1868 in Freiheit gesetzt. Er zögerte lange, bevor er den Kerker und dessen Einsamkeit verließ, um wieder in das Gewühl des Alltagslebens hinabzusteigen. Sagt doch der Magid dem R. Josef Karo in H V^ujulcllsl, daß R. Meir von Rothenburg 1306 von Rudolf von Habsburg in Ensigsheim gefangen gesetzt, daselbst einen hohen Grad der Läuterung erlangt habe.
Es ist von historischem Interesse zu erwähnen, daß, was dem großen Azulai in seiner Abhandlung über R. Jakob von Mervöges entgangen ist, R. Meir als Erster von einem Magid berichtet (Resp. Rilellot, LelleollZnim zu Maimonides IV) auf Grund dessen Eingebungen er eine Decision seiner Lehrer trotz ihrer Einbürgerung in ganz Frankreich anfhebt. Damit ist auch Güdemann's Behauptung widerlegt, daß dieses Oberhaupt seiner Zeit im Gegensatz zu seinem Lehrer R. Juda Chaßid der Kabbala keinen Einfluß eingeräumt hätte. Er wollte eben auch der Vulgarisirung derselben entgegentreten.
Sei es nun, daß die Luftveränderung oder die der geistigen Atmosphäre auf die ohnehin nur mit dünnem Faden an den Körper geknüpfte Seele einen starken Einfluß übte, der Rabbiner verfiel, nach Hause zurückgekehrt, in eine derartige Schwäche, daß die Aerzte stündlich seine Auflösung erwarteten. Da trat sein jüngerer, später zu so unglücklicher Berühmtheit gelangter Bruder R. Ber von Leowa vor die Menge und sprach sie an: „Chaßidim, ist Keiner unter Euch, der den Hl (das Gottesurtheil) meines Bruders auf sich nimmt?" Die Anschauungen dieser Kreise erklärt die, namentlich in dem erwähnten UuKiä Nesollärim häufig vorkommende Mittheilung, daß R. Josef Karo in Momenten der Todesgefahr, durch Ableitung derselben von Oben auf Andere an seiner Statt, ausgelöst worden sei. Sofort meldete sich ein junger Gelehrter, namens Mordchai Mischet aus Lisko, und erklärte sich bereit, dasselbe auf sich zu nehmen.
Mag man das nun durch Autosuggestion oder sonst wie erklären, das Faktum ist unverbrüchlich wahr. Der Mann erkrankte am nächsten Tage, ließ sich die Chewra Kndischa rufen, verabschiedete sich frohen Muthes von seinen Freunden und starb. Der Rabbiner genas und feierte bald darauf die Heirath seines ältesten Sohnes R. Salomo mit der Tochter des sel. R. Hirsch von Rymanow, die sich zu einem großartigen, von Zehntausenden aus allen Enden besuchten Volksfeste gestaltete. Bei der Vermählung seines zweiten Sohnes, des heutigen R. Isaak von Bojan mit der Tochter des R. Jochanan, jüngsten Sohnes des R. Mvrdechai Czernobiler, waren in Chocim nach der Schätzung des anwesenden russischen Generals 60000 Juden versammelt. Bei solchen Gelegenheiten werden nach uraltem Brauche die sieben Hochzeittage mit Festlichkeiten begangen, wie sie das jüdische Volksleben seit Zerstörung des Tempels nicht mehr gesehen hat. Frauen sind von der Teilnahme selbstverständlich ausgeschlossen, und der hohe Stand der jüdischen Ethik zeigt sich bei solchen Anlässen weitgehendster Freude ohne die leiseste Ausschreitung.
Die vier Brüder des Rabbiners hatten sich nach dem Tode des Vaters und des Erstgeborenen R. Scholem an verschiedenen Orten ansässig gemacht. R. Ber und R. Nachum waren nach der Moldau hinüber, wo ersterer in Leowa, letzterer in Stefanesti einen großen Anhang für ihren fürstlichen Hofhalt fanden. Der greise Nestor R. Scholem Rokeach s. Ä. besprach die Wahl ihres Wohnortes in Rumänien mit dem Bedauern, daß Männer von so hohem Geistesadel an so niedrige Orte verschlagen werden sollten. Der fünfte R. David Moses Friedmann sel. A. verblieb in dem gemeinschaftlichen Gute Zlaty Potok, und der Jüngste und Merkwürdigste von Allen, R. Mordchai Schraga, späterer Rabbiner zu Husiattm, zog nach Strysow.