Welchem das Himmelblau für die Schaufaden und die Hohenpriesterkleider hergestellt wurde, in einer Sepienart des adriatischen Meeres wiederentdeckt, nachdem seit einem Jahrtausend kein Gelehrter denselben zu bezeichnen wußte. Er stellte eigene Forschungsreisen deswegen an, und als es ihm gelungen war, die Farbe nach den komplizirten Vorschriften des Talmud herzustellen, reiste er nach Rom, wo im Vatikan noch seit Titus einige Hohenpriestergewänder aufbewahrt sind, darunter Mantel und Gürtel mit himmelblauer Wolle, an welchen er die Identität der Farbe verglich. Sein Begleiter, der behufs Rekonstruktion des Planes des Beth Hamikdasch mitreiste» von welchem er eine Miniaturkonstrnktion herstellte und zur Ausstellung brachte, erzählte mir, daß sich dort drei goldene Stirnbleche von Hohenpriestern aufbewahrt erhalten hätten, und durch seine Schilderung fand ich die merkwürdige Lösung einer talmudischen Kontroverse und schwierigen Maimonides-Stelle. Im Talmud Sukka 5 sind zwei widerstreitende Ansichten über die Schrift auf dem Stirubleche. Die eine besagt, daß dieselbe in zwei Reihen geschrieben war, und zwar der allerheiligste Name in der oberen Reihe und s? LNs? („heilig dem") in der unteren Reihe. R. Elieser, Sohn des R. Jose, der den R. Simon beu Jochai auf dessen Reise nach Rom begleitete (Meilah 13) sagte: Ich habe dasselbe in Rom gesehen; alle acht Buchstaben stehen in einer Reihe." Nun entsteht die große Schwierigkeit, warum der Erstere nicht die durch den Augenschein bezeugte Ansicht acceptirt und seine schwer auzunehmende Tradition festgehalten habe, daß das vor das heilige Tetra- grammaton gehörige und das zu demselben gehörige fr in einer zweiten Reihe gestanden hätten? Ebenso, warum sich Maimouides III, Hilelwt Xlß 8g.wiLciL86Ü il 9, I. nicht für R. Elieser entscheidet. Nun schilderte mir dieser R. Abraham das Stirnblech, das er gesehen hat. Dasselbe schließt sich dem Bau der Stirne in einem breiten Mittelstücke an, das von zwei umgebogenen Schläfenstücken flankirt ist, ans denen es wie aus zwei Gestellen ruht /"s sst Auf dem rechtsseitigen Schläsenstück, das, wie die Schläfe selbst, tiefer geht als das Stirnbein und das demselben entsprechende Mittelstück (alles aus einem Stücke), stehen die vier Buchstaben und das heilige Tetragrammaton etwas höher in dem Stirnstück, so
daß der Beobachter des bevor es der Hohepriester aufsetzte, zwei Reihen, eine obere auf einer unteren, rechts als Stütze dienenden, ruhend vor sich hat. Auf der Stirn aber wird eine Reihe daraus, indem auf der rechten Schläfe das ? irNs) dein allerheiligsten Namen zur Seite steht. Der erste Lehrer durste als» von seiner ihm aus sicherem Munde überlieferten Tradition nicht lassen, obwohl dieselbe im Sturm und Drange der Verfolgungen in Dunkel gehüllt worden war. In der That stimmt sie aber mit dem Augenscheine des R. Elieser vollständig überein und widerspricht ihr nur scheinbar im Wortlaute. —
Genug, der durch seine wahnwitzige Grobheit bestgehaßte Mann stellte das loelrelkll her, und seine Anhänger tragen es bis heute in ihren Schaufäden. Er hat ein Werk zur Begründung dieser scheinbaren Neuerung geschrieben, 8Inrw lemunv ellol, ein Meisterstück talmudischer Gelehrsamkeit. Er erklärt in demselben eine Baraita aus ll'orut Koünnim, mit welcher sich die alten Erklärer vom Range des R. Simson von Sens (Rusaü) und der große Rulmcl keinen Rath geben konnten, auf Grund der modernen Chemie und Farbenlehre mit verblüffender Großartigkeit. Dabei legt er eine Bescheidenheit gegenüber R. Akiba Eiger und R. Moses Sofer au den Tag, die man diesem Wildfange garnicht zugetraut hätte, der die angesehensten Gelehrten seiner Zeit ärger behandelte als Schulbuben.
Man erkennt erst die Richtigkeit des Satzes in seiner vollen Bedeutung, den R. Israel Balschemtow ausgesprochen hat: „Die Thora ist noch ganz, es hat