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Sein Vater R. Abraham war einer der Lieblinge des berühmten Koziniecer Maggid, dessen Geist aus den Sohn übergegangen war, dessen Wirksamkeit als letzten Wunderrabbis nach Art des ersten und zweiten Balschemtow in Galizien nach dem Tode des R. Meir Przemyslaner keinen Rivalen hatte. Geboren im Jahre 1804, verlor er im 23. Lebensjahre seinen Lehrer R. Mair durch den Tod und schloß sich dann an den R. Nastali von Ropczyce an, der ihm die Lormelln erteilte, ebenso wie R. Simon von Jaroslau, der einzige überlebende Schüler des R. Elimelech, der im Alter von 93 Jahren als Nestor der Rabbiner starb. Derselbe war in den letzten Jahren zwar erblindet, erkannte aber R. Salomon, als er sich auf der Reise auf sein Wagenbrett schwang. „Bist Du das Salinen?" fragte er, dann legte er ihm die Hände auf's Haupt und sagte ihm: „Wisse, daß ich (ordinirt) bin von
R. Elimelech, dieser von R. Dowber, dieser von Balschemtow, und dieser von Elijahn. Indem ich Dir die LeMella. gebe, bist Du -sQOIV von Elijahn; verlasse., sofort den Wagen, Deine Würde erlaubt Dir keine niedere Dienstbezeugung. R. Salomon wollte aber von der Oefsentlichkeit nichts wissen. Bei R. Hirsch Rymanower war er einfacher Chaßid, der sich von den klebrigen nur durch besondere Askese unterschied, was ihm den Neid einiger Chaßidim eintrug, die nicht so leicht einen nach Höherem Strebenden aufkommen zu lassen geneigt waren.
Einer, der später einer seiner unterwürfigsten Anhänger wurde, beobachtete seine Ekstase beim Gebet, so sehr er dieselbe auch zu verbergen suchte, und stach ihn mit Stecknadeln, um zu sehen, ob er nicht simulire. Er sagte ihm einmal: „Salmen, wir wissen, daß Du ein „guter Jüd" werden wirst; aber wir werden Dich so quälen, daß Du nicht dazu kommen sollst."
Aber er hielt es aus, und dieser scharfsinnige Gelehrte blieb ihm bis an's Ende treu. R. Salmen hielt sich trotz seiner drückenden Nothlage, (er irnd seine Mau besaßen nur ein einziges gemeinschaftliches Paar Schuhe), in äußerster Zurückgezogenheit verborgen. R. Meir Przemyslaner war der Erste, der, ohne ihn je gesehen zu haben, auf ihn aufmerksam machte und drei ungarische Juden, die ihn in einer wichtigen Angelegenheit ausgesucht hatten, zu ihm schickte, Namen und Statur beschrieb und ihnen seinen damaligen Aufenthalt Ropczyce bekannt gab, wo er bei dem Schwiegersöhne des R. Nastali, R. Ascher, unbeachtet unter dessen Anhängern weilte. Die Leute überraschten ihn bei Nacht in seinem Logis, aber er flüchtete vor ihnen trotz des tiefen Schnees ins Feld, weil er von der Oefsentlichkeit nichts wissen wollte, sich auch nicht getraute, im Bereiche des erbgesessenen Rabbiners selbständig aufzutreten, was durch ein talmndisches Gesetz ebenso wie nach der Anschauung Josuas gegenüber Eldad und Medad, strengstens verboten ist. Sie holten ihn jedoch ein und zwangen ihn, unter ausdrücklicher Berufung auf R. Meir, auf der Brücke außerhalb der Stadt bei Mondschein das erste Quittel entgcgenzunehmen und zu lesen. Mit einem Schlage war er der berühmteste Wunderrabbi seiner Zeit, was offene rückhaltslose Präcision bis ins kleinste Detail unter den erstaunlichsten und mannigfaltigsten Vorkommnissen des so reichhaltigen jüdischen Volksleben anbelangt, die seit dem Koziniecer Maggid und R. Israel Balschemtow nicht mehr in so reichem Maße beobachtet worden war. In einer Zeit, wie die des Jahres 1848 und seiner Folgen, in welchen der kosmopolitische Verbrüderungstaumel, die Emanzipation, der atheistische Wissenschaftsausschwnng in den Kreisen der Assimilations-Inden wahre Orgien feierte, namentlich in dem exponirte» Westgalizien, die in den Nachbarländern in vollsten! Gange befindliche Auslösung aller Bande des Glaubens drohte, war dieser Mann von fleckenlosestem Lebenswandel ein Bote der Vorsehung mit heroischer, übermenschlicher Anstrengung im Volke selbst bei den verstocktesten Individuen den väterlichen Glauben in unerschütterliche kkeberzeugung umzugestalten. Er vereinigte