Josche Korretzer sich besonders rühmlich hervorthaten. Dieselben waren aus Armuth zn großein Reichthum gelangt, den sie dem Segen des Rabbiners zuschrieben, und theilten ihre Millionen brüderlich im vollsten Sinne des Wortes im innigsten Zusammenleben mit dem Aermsten, vor dem sie auch nicht einmal durch äußerliche Ehrenbezeugungen seitens des Rabbiners einen Vorrang zugetheilt erhielten. Seine fürstliche Hofhaltung erforderte bloß an Almosen an Arme, Wittwcn, Waisen, Gelehrte und Verwandte durchschnittlich 2000 sl. wöchentlich. Die Erhaltung erfolgte wie im Alterthum bei der Patriarchenfamilie des R. Juda Hanassi, die von Hillel und seinen Söhnen bei deren notorischer Armuth keine Güter ererbt hatten, und wie bei den Exilarchen und Gaonim, durch freiwillige Beiträge. So entfaltete sich wie zu Zeiten R. Juda Hanassi's und wie bei Rab Ajchi am Schlüsse des Talmud eine Periode der Vereinigung von religiöser und weltlicher Größe, (N^'NlN "MX ein Lichtbild nach den grausigen Schattenbildern des Mittelalters,
wie es nur der göttliche Segen der unverwüstlichen Lebenskraft des jüdischen Volkes immer neu zu schaffen vermag. Drei Söhne, von denen der älteste R. Salomo leider 2 Jahre vor seinem Vater starb (1881), als Ebenbild desselben in Gelehrsamkeit, Heiligkeit und Adel des Auftretens, ferner zwei Schwiegersöhne R. Nochem Ber, berühmt durch besondere Gelehrsamkeit und seine großartige, die seltensten Werke enthaltende hebr. Büchersammlung (starb 1883 im Alter von 37 Jahren) und der durch seine besondere Fömmigkeit ausgezeichnete R. Selig Schapira, Enkel des Koziniecer Maggid, waren Zierden dieses Hofes, linier den Kostbarkeiten, welche der opferfreudige Sinn des jüdischen Volkes für diese neuerstandene Stiftshütte herbeizuschaffen nicht müde ward, verdient ein Thoralade-Vorhang erwähnt zu werden, welcher ans einer Gemeinde in der Bucharei, jedenfalls uralten spanischen Ursprungs, gegen einen Betrag von einigen tausend Rubeln in einer Moskauer Bank verpfändet worden war, mit der Bedingung, daß derselbe nach Ablauf des Einlösungstermines nur für Synagogenzwecke verkauft werden dürfe. Derselbe zeigt auf weißem Seiden- grunde goldene Reben, welche die Bundestafeln einrahmen, deren Blatter und Früchte ans Diamanten, Rubinen und Saphiren hergestellt sind. Daß er schön und kostbar ist begreift Jeder, der ihn sieht. Aber eine Schilderung eines Kenners in der „Gartenlaube" belehrte mich über den feenhaften Reichthum, den er repäsentirt, über den Werth der Steine, unter denen ein Saphir von gleicher Größe nur noch im Besitze der Branicki in Paris befindlich sein soll. Ich erinnerte mich an das Wort des R. Israel Rozianer beim Tode seines alten Freundes R. Abraham Josna Heschel: Wehe dem Edelstein, dem der Kenner stirbt!
Den Höhepunkt seines Glanzes erreichte der Rabbiner von Sadagora im Jahre 1868, als er das erste Mal in seinem Leben zur Heilung von einer durch das Stehen im Gefängnisse immer bedenklicher austretenden Schwäche der Füße eine Reise nach Vöslan unternahm. Der Empfang, der ihm ans der langen Strecke von Czernowitz bis Oswitzcim zu Theil wurde, war unbeschreiblich. Zahllose Tausende strömten ihm entgegen; man stürmte und demolirte die Bahnhöfe, war überrascht und bezaubert von seinem Anblicke, und die unausgesprochene Huldigung, die einem Oberhaupt der Judenheit galt, findet in der Geschichte des Mittelalters nur noch ein Gegenstück in den Ovationen, welche dem R. Meir von Rothenburg bei seinem Zuge nach Palästina dargebracht wurden, welcher bekanntlich mit seiner Gefangensetzung ans dem Wege durch Italien Seitens Rudolph von Habsburg' endete. Der Eindruck war so weittragend, daß R. Enoch von Alexandrowo, welcher nach dem Tode des R. Isaak Meir Warschauer die Führung der größten Vereinigung in Kongreß-Polen übernommen hatte, den Entschluß aussprach, sich ihm unterzuordnen und damit den Riß zu heilen, welchen die Separirung dieser numerisch, wie geistig und finanziell so bedeutenden Abzweigung im Chassidismus geschaffen hatte. Dieser