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Volke sprach: stur a .111 lla.g.w, llullol llnuu. (Wenn ich hier bin, ist alles hier).
Dasselbe zeigt uns die Thora. Als Mosche von Korach und 250 Frommen angegriffen wurde, daß er sich Herrschast anmaße, da fiel der Bescheidenste unter den Menschen gus's Antlitz, ein Zeichen der Todesbereitschast. Als er sich aber erhob, da stellte er, tim sich eines banalen Ausdruckes zu bedienen, gewissermaßen die Kabinetsfrage. Wie bei dem Baume der letzte Jahresring der lebendige Repräsentant des ganzen Banines ist, mag er auch von dem inneren Kerne noch so weit entsernt abliegen, so rcpräsentirt die lebende Generation im Judenthum, mag sie auch noch so weit ab sein von derjenigen, die ans Aegypten zog, alle früheren und spiegelt «u iniiUnturö dieselben Vorgänge wieder.
„In jedem Geschlecht lebt der Geist Moses fort." Ganz besonders tritt derselbe in Epochen der Gefahr auf, die den Bestand der Ueberzeugung und des Glaubens bedrohen. Eine der schlimmsten und gefahrdrohendsten, in welcher es galt, der aus dem Westen kommenden verheerenden Feuersbrunst des Atheismus Einhalt zu thun, war das Jahrhundert, in welchem dem Chaßidismus die Rolle einer mit heroischen Mitteln eingreifenden Feuerwehr zufiel, wobei so Manches niedergerissen werden mußte, das dem heimtückischen Elemente Nahrung bieten konnte. Darum war derselbe den schlimmsten Mißverständnissen bei Freund und Feind ausgesetzt, am meisten bei den Unschlüssigen, die, Freund und Feind zugleich, den Pulsschlag der Zeit nicht zu fühlen verstanden. Leidenschaftliche, ungestüme Charaktere, die den Verlust jeder Selbstbeherrschung, im Drange eines religiösen und daher um so gefährlicheren Egoismus, höherer Eingebung zuschrieben, konnten daher in einer solchen Lage nur Unheil anrichten und mußten fallen. Einem solchen Sturze, nicht weniger schlimm, als der des Rabbiners von Leowa, begegnen wir dokumentarisch sestgelegt in den Schriften des Rabbiners von Neusandez. Da giebt es ein Responsum im Diürs 6Uuim, gesammelter Gutachten, von ihm selbst dem Drucke übergeben, zu stibow llisor, Nr. llO, die Beantwortung einer, wie es scheint, aus Mähren gerichteten Anfrage, ob das Traget! von Frauenhanben, Mrmet'et (die hebr. Benennung ist sehr unklar), gestattet sei. Die Beantwortung wird Anlaß zu einer Expectoration, welche den gelehrten Drucker R. Ouri Salat in Lemberg so perplex inachte, daß er an irgend einen Schreibkobold denkend, den Rabbiner anfragte, ob das wirklich dem Drucke zu übergeben sei, wozu er sich erst ans telegraphische bestimmte Ordre entschloß. Da heißt es in einer allgemeinen Besprechung der Verwerflichkeit der Moden und mit einem elegischen Rückblick auf die Tugenden des Leipniker Ghetto, daß die aus uichtjndischen Kreisen eindringenden Moden zwar an und für sich nicht verwerflich seien, daher bei den fremden Völkern nicht als anstößig, bei dem besonders unbändigen Charakter Jakobs jedoch als strengstens verpönt betrachtet werden mußten, u. s. w. n. s. w.
Als nun der Fall des Rabbiners von Leowa ruchbar wurde, da brach sein verhaltener Ingrimm gegen das bisher in so hohem, alles verdunkelnden Glanze stehende Hans in Helle Flammen aus. Anlaß zur geheimen Feindseligkeit war ihm seit dem Jahre 1855 geboten. Er hatte damals auf einer Reise nach Rußland das Städtchen Strissow passirt, in welchen! der jüngste Sohn des Rougenner Rabbiners R. Mordechai, der spätere Rabbiner von Husiatym, wohnte. Der damals 21 jährige Manu, welcher dem von den Kotzker Chaßidim grundlos verfolgten ickrüdim bei einem Besuche alle Ehren erwiesen hatte, die einenr Gelehrten ersten Ranges gebühren, empfing den angehenden Chaßidimrabbi aus Sandez so kühl, als sähe er instinktiv den Feind seines Hauses vor sich, erhob sich nicht von seinem Stuhle und bot ihm keinen Stuhl zum Sitzen an. Sein jüngster Sohn Baruch, der ihn begleitete, ein sehr gewaltthätiger Charakter, Urheber aller Pamphlete und Fluchlexika, spie Feuer und Flammen. Aber der Vater, dem noch der Respekt vor R. Israel