455 Dritter Theil, Naturgeſchichte der Mark Brandenburg. 1 Kap. 356 1630. faſt das ganze Land mit der Peſtſeuche
hohen und bergichten orten wird allezeit bermuhtet, daß ſie reiner ſei, an den niedrigen und ſumpfigen orten hergegen, daß fie unreiner und ungeſunder ſich befinde. Der Kaifer Maximilianus I, ruͤhmet die Stat Frank
furt an der Oder in dem Privilegio von Er
richtung der Univerſitaͤt, daß daſelbſt eine gemaͤßigte Luft wäre, in quo viget Aeris temperier. Welchem zwar entgegen ſtehen moͤchte, daß die Oder oſtenwaͤrts derſelben fleußt, weſtenwaͤrts aber laͤngſthin die berge daran liegen, und folgends mit dem aufgang der Sonnen alle daraus ſteigende duͤnſte über die Stat getriehen würden. Aber fie iſt nordenwaͤrts offen, und wird alſo durch die(felbe reine gehalten. In Rhino ſollen ſelten ſich krankheiten auͤſſern, weil gegen norden eine ebene, gegen mittag aber berge gelegen fein, Von Falkenthal und Kl. Mutz, Zedenik. Inſp. ingleichen von Sternhagen und Kuͤzow, Prenzl. Inſp. wird geruͤhmet, daß viel alte Leute würden hon 70, go jahren, und ſolches hon der geſunden Luft dieſer gegend herruuͤhre. Hergegen iſt die Luft in) der Altmark und abſonderlich um Stendal herum, weil der grund allda voll Salpeter iſt, vielen Salpeteriſchen dunſten unterworfen, daher auch eine zeithero faſt kein fahr hingegangen, daß nicht eine entzuͤndung bom (wetter daſelbſt entſtanden waͤre. Von Loͤwenbruch, Zoßen. Inſp. und Kuͤſtrin wird ein gleiches geſaget: wiewohl, wann von dem alter ein grund herzuholen, es auch in Kuͤſtrin an alten Leuten nicht zufehlen pfleget. Wobei zwar noch viel von den veraͤnnerungen der Luft und daraus entſtandenen ungeſunden lauͤften, als der rohtenruhr, hitzigen Krankheiten und peſtzeiten zu ſagen waͤre: weil aber bei einer und der andern Stat Geſchichten davon eigentlicher wird gehandelt werden, als will man ſolches bis dahin ausgeſetzt ſein laſſen. Jedoch iſt nur (mit wenigen zu gedenken, daß 1529. eine peſtilenzialiſche krankheit, der Engliſche Schweiß genannt, weil er ſich in England am erſten geauͤſſert, ganz Teutſchland, mit: hin auch die Mark befallen, da die Menſchen ehe man dienſame mittel gewußt, innerhalb 24 ſtunden unter groſſen ſchmerzen, herz: klopfen und heftigen ſchweiß ihren Geiſt aufgegeben. Sleidan VI B. ſ. 160. Ingleichen daß die unter dem namen der Spaniſche Pips in vielen Ländern wuͤtende Frank heit, die ſich durch huſten, heftiges ſeitenſtechen und raſerei geauͤſſert, A. 15 87. auch die Mark betroffen, und endlich, daß inſonderheit in) den jahren 1565. 1589. und 161, 12. 13.
befallen geweſen, und daß hergegen Gott der HErr von A. 1637. her dieſes Land mit ſolchen allgemeinen Landſterben berſchonet, auſſer daß A. 1656. zu Frankfurt und Ki. ſtrin, A. 1680. zu Stendal und an einigen andern orten in der Altmark A. 170. zu (Hundskopf, Dramburg. Inſp. A. 1709, zu Zeinike, wohin ſie durch die zuruͤk gekommene Schweden gebracht worden, nachmahls zu Letſchow, einem Dorfe 4 meilen von Frankfurt ſich die Peſt etwas doch ohne folge geauſſert; und daß zu Prenzlow da fie An. 1709. durch wahren hingebracht worden, bis 1711. gewuͤtet, binnen welcher zeit über 1000 Mens ſchen jung und alt hingeraffet worden: ie doch auch nicht weiter gegangen. A. 713 im Auguſt hrachte zwar ein Flotterknecht dieſelbe bon Hamburg mit nach Quitzoͤbel, ſtarb auch daran, und nach ihm noch 19 Perſonen, und des Kuͤſters haus, worin 7 Perſpnen, ftarb ganz aus: dieſes wurde aber ſogleich niedergeriſſen und verbrannt, der ort auf Koöͤnigl. befehl vom Jinkenſteiniſchen Regiment um und um beſezt, daß keiner bis auf eine gewiſſe
weite bei verluſt feines lebens ſich aus dem
Dorfe wagen durfte; welchergeſtalt denn das übel in feinem anfang erſtikket, und ferner um ſich zugreifen verhindert worden.
A. 1741. ſoll ſich zu Teuritz, Wuſterh. Inſp. eine der peſt nicht unaͤhnliche krankheit geauͤſſert haben, da die Patienten aller ſinne bis aufs geſicht beraubet worden, und wann ſie wieder zu ſich gekommen, nicht gewußt, was ihnen begegnet, ſondern gemeinet,(ie hätten eine nacht geſchlafen; nachhero aber am leibe ſchwarzblauͤliche geſchwuͤr und groſe löcher bekommen. Auch will man um diele zeit im Lazaret zu Ratenau an einigen Fran ken, die mit Flekfieber hehaftet geweſen, peſtbeulen beobachtet haben, deren öfnung einen graͤßlichen geſtank berurſachet, dabon auch 2 Wundaͤrzte geſtorhen.)
Welchem dann das groſſe Viehſterben, ſo ſich ſowohl hin und wieder in der Mark als andern Laͤndern mehrmahlen herborgethan, beizufügen: oh ſolches wohl nicht eben bon einer gaͤnzlichen Infection der Luft, dennoch aber bon einer andern anſtellenden krankheit her
geruͤhret. Und wird hiervon unten heſon= ders gehandelt werden. ö Ill. Eines aber wird noch dieſes orts hin zuzuſetzen fein, deſſen Angelus gedenket n nal. L. ITTI.{383 wiewohl es nicht in der Mark allein, ſondern in vielen andern Ln, dern von Europa zugleich geſehen worden: daß nemlich M. 1580. den 10.
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