fonderlich durch eine richtige waſſerwage befunden, daß er faſt dem regenwaſſer an leichtigkeit gleichet, welches gewiß eins von den allerherrlichſten eigenſchaften iſt, aller geſunden waſſer. Dann wann ein waſſer leichte, ſubtil und ſpirituos iſt, gehet es durch die allerkleineſte gefaͤſſe und ſchweißlöͤcher, eröoͤfnet die zarteſte gaͤnge, die zum meiſten in den krankheiten verſtopfet und der grund derſelben ſein.
2. Habe ich befunden daß dieſes Waſſer keine ſchwere ſteinigte, kallhafte, grobe Erde wie die meiſte Quellen bei ſich fuuͤhret, die
ab iniectione olei Tartari per deliquium,
dacchari, Solutionis Lunae&c. ganz weiß werden, welches dieſes waſſer nicht gethan. 3. Finden ſich darin einige Mineraliſche der Natur convenable ingredientia, als nemlich eine gar zarte eiſenhaftige alcaliſche Erde. Dann wann man zwei maaß waſſer in einen kolben thut und ſelbige abziehet, bleibet zuruͤk ein quintlein von einer gelblichen Erde, welche, wann man den Spiritum Vitrioli dazu gieſſet, ſtark aufkochet. Auch das Waſſer ſelbſten, wann man es mit Rheinwein vermiſchet, und in einem glaſe ſtark umſchuͤttelt, giebet unzehlich viele blaͤsgen, doch nicht fo geſchwinde und ſo haufig, als wie der Toͤnnſtaͤterbrunnen und das Spawaſſer: dann dieſe ein Sal alcali bei ſich führen. Gedachte gelbe martialiſche Erde zeiget ſich auch, wann der Brunnen in einem glaſe eine zeitlang ſtehet. Dann derſelbe wird etwas truͤbe, und ſetzet ſich die gelbe Erde auf den boden: und daß er eine Ochram oder eiſenhafte Erde bei ſich fuͤhret, kann man auch daraus ſehen, weil er ſich haufenweiſe gelbe anleget, an dem orte, wo er entſpringet und durchgehet. Naͤhſt dem ſo iſt ſolches klahr dadurch zuerweiſen, daß er waß vom Marte hei {ich fuͤhret, weil ſonderlich nahe an dem Brunnen nach einwerfung eines ſtůͤkgen gallapfels, oder geſtoſſenen Granatbluͤhte ſich das Waſſer ganz purpurroht und braun faͤrbet. 4. Participirt dieſes Waſſer viel von einem Spiritu minerali ſulphuris volatili, welches nicht allein aus dem geruch abzunehmen, ſondern auch weil, wo der Brunnen entſpringet, viel ſchwefelkieße ſich hervorthun. Und dieſer Spiritus Sulphuris löſet ſonderlich in den adern die eiſenhafte Erde, und vereiniget ſich aufs genaueſte mit derben, daraus ein ſehr ſubtiles Vitriol entſtehet, dahero das Waſſer ganz klahr un Brunnen ausſiehet; wann aber das 2 in der luft und wärme ſtehet, fliehet Piritus dahon und laͤſſet die Erde zu
P/ Dritter Theil, Natutgefhichte der Mark Brandenburg. Il. Sap. 9s
ruͤk; weswegen denn das Waſſer etwas truͤbe wird und nicht mehr von Gallapfel, Gras nathluͤhte und Thee ſich färbt, Von dieſem Spiritu minerali iſt auch herzuleiten, daß dieſes Waſſer ſich ſowohl hält: indem esets liche monate in glaͤſern ganz incorrupt und ohne einige faulnuͤß bleibet. Und weil dieſer Spiritus ſich in die allerſubtileſte ſchweißlöcher einziehet und die verſtopfung auflöͤſet, iſt dieſes Waſſer in ſchwerem Gehoͤre, Blindheit, laͤhmung der glieder ꝛc. ſowohl aůſſerals innerlich von vortreflichem nutzen, ja
erwekket auch deswegen einen gar ungemei
nen groſſen Appetit. Naͤhſt dem iſt hoͤchſt zuverwundern, daß ſowohl der Quell, als auch das geleitete Waſſer in den Kanälen bei dieſer allergroͤſten kaͤlte, als dieſen winter geweſen, nicht zugefroren, ſondern vielmehr einen warmen dunſt von ſich gegeben; ja es iſt auch im winter in der groͤßten kaͤlte allemahl etwas waͤrmer, und hingegen bei der groͤſten hitze im ſommer eißkalt. Aus der beſtaͤndigkeit des Waſſers und den in= gredientien wird, der in Medicis& Phyſicis erfahren iſt, leichte urtheilen, daß es ein reines und geſundes Waſſer ſei, ſonderlich in roborando tono viſcerum, ventri
culi& partium nervoſarum externarum, in
obſtructionibus viſcerum, item in aus: ſuͤſſung der ſaͤfte ein herrliches mittel ſei, deswegen in laͤhmungen, muͤdigleit und mattigkeit der Glieder, Scharbök, verſtopfung der Milz, kalten Fiebern, unreinigkeit des Gebluͤhtes, Kraͤtze, innerlicher Hitze, bei den
Frauens verſtopfung der Menſium ſowohl
inn⸗ als auch auͤſſerlich zugebrauchen ſei.
Gleichwie aber keine Medicin auf der welt iſt, die für alle krankheiten, noch für alle naturen ſich ſchikke, auch die unterſchiedliche urſachen der krankheiten wegneme: alſo iſt auch kein Brunnen und Waſſer von dergleichen wuͤrkung; ſondern es dienet einer natur und einer krankheit mehr als der andern; ja es ſchadet auch bisweilen mehr; und iſt es ein groſſer abuſus in der Medicin, daß, wann Leute, auch wohl Medici, von einem Geſundbrunnen hören, ſie gleich ohne unterſcheid allerhand Kranken, die an ſchweren gehrechen darnieder liegen, und nicht geneſen koͤnnen, dahin abſenden, und doch keine wiſſenſchafft bon den Waͤſſern haben, oh es ihnen dienlich oder nicht. Ja auch die Medici, welche bei den Brunnen geſetzet fein, pflegen wohl die Leute ohne unterſcheid anzunemen, und ihnen das Waſſer zu verordnen, es mag ſich für ihre conſtitution ſchikken oder nicht. Daher es dann ofters kommt, daß ſolche Waͤſſer