Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
597
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fonderlich durch eine richtige waſſerwage be­funden, daß er faſt dem regenwaſſer an leich­tigkeit gleichet, welches gewiß eins von den allerherrlichſten eigenſchaften iſt, aller ge­ſunden waſſer. Dann wann ein waſſer leich­te, ſubtil und ſpirituos iſt, gehet es durch die allerkleineſte gefaͤſſe und ſchweißlöͤcher, eröoͤfnet die zarteſte gaͤnge, die zum meiſten in den krankheiten verſtopfet und der grund derſelben ſein.

2. Habe ich befunden daß dieſes Waſſer keine ſchwere ſteinigte, kallhafte, grobe Erde wie die meiſte Quellen bei ſich fuuͤhret, die

ab iniectione olei Tartari per deliquium,

dacchari, Solutionis Lunae&c. ganz weiß werden, welches dieſes waſſer nicht gethan. 3. Finden ſich darin einige Mineraliſche der Natur convenable ingredientia, als nemlich eine gar zarte eiſenhaftige alcaliſche Erde. Dann wann man zwei maaß waſſer in einen kolben thut und ſelbige abziehet, bleibet zuruͤk ein quintlein von einer gelbli­chen Erde, welche, wann man den Spiritum Vitrioli dazu gieſſet, ſtark aufkochet. Auch das Waſſer ſelbſten, wann man es mit Rhein­wein vermiſchet, und in einem glaſe ſtark umſchuͤttelt, giebet unzehlich viele blaͤsgen, doch nicht fo geſchwinde und ſo haufig, als wie der Toͤnnſtaͤterbrunnen und das Spawaſſer: dann dieſe ein Sal alcali bei ſich führen. Ge­dachte gelbe martialiſche Erde zeiget ſich auch, wann der Brunnen in einem glaſe eine zeit­lang ſtehet. Dann derſelbe wird etwas truͤbe, und ſetzet ſich die gelbe Erde auf den boden: und daß er eine Ochram oder eiſenhafte Erde bei ſich fuͤhret, kann man auch daraus ſe­hen, weil er ſich haufenweiſe gelbe anleget, an dem orte, wo er entſpringet und durch­gehet. Naͤhſt dem ſo iſt ſolches klahr da­durch zuerweiſen, daß er waß vom Marte hei {ich fuͤhret, weil ſonderlich nahe an dem Brunnen nach einwerfung eines ſtůͤkgen gall­apfels, oder geſtoſſenen Granatbluͤhte ſich das Waſſer ganz purpurroht und braun faͤrbet. 4. Participirt dieſes Waſſer viel von ei­nem Spiritu minerali ſulphuris volatili, welches nicht allein aus dem geruch abzuneh­men, ſondern auch weil, wo der Brunnen entſpringet, viel ſchwefelkieße ſich hervor­thun. Und dieſer Spiritus Sulphuris löſet ſonderlich in den adern die eiſenhafte Erde, und vereiniget ſich aufs genaueſte mit der­ben, daraus ein ſehr ſubtiles Vitriol entſtehet, dahero das Waſſer ganz klahr un Brunnen ausſiehet; wann aber das 2 in der luft und wärme ſtehet, fliehet Piritus dahon und laͤſſet die Erde zu­

P/ Dritter Theil, Natutgefhichte der Mark Brandenburg. Il. Sap. 9s

ruͤk; weswegen denn das Waſſer etwas truͤbe wird und nicht mehr von Gallapfel, Gras nathluͤhte und Thee ſich färbt, Von dieſem Spiritu minerali iſt auch herzuleiten, daß dieſes Waſſer ſich ſowohl hält: indem esets ­liche monate in glaͤſern ganz incorrupt und ohne einige faulnuͤß bleibet. Und weil die­ſer Spiritus ſich in die allerſubtileſte ſchweiß­löcher einziehet und die verſtopfung auflöͤſet, iſt dieſes Waſſer in ſchwerem Gehoͤre, Blind­heit, laͤhmung der glieder ꝛc. ſowohl aůſſer­als innerlich von vortreflichem nutzen, ja

erwekket auch deswegen einen gar ungemei­

nen groſſen Appetit. Naͤhſt dem iſt hoͤchſt zuverwundern, daß ſowohl der Quell, als auch das geleitete Waſſer in den Kanälen bei dieſer allergroͤſten kaͤlte, als dieſen win­ter geweſen, nicht zugefroren, ſondern viel­mehr einen warmen dunſt von ſich gegeben; ja es iſt auch im winter in der groͤßten kaͤlte allemahl etwas waͤrmer, und hingegen bei der groͤſten hitze im ſommer eißkalt. Aus der beſtaͤndigkeit des Waſſers und den in= gredientien wird, der in Medicis& Phy­ſicis erfahren iſt, leichte urtheilen, daß es ein reines und geſundes Waſſer ſei, ſonder­lich in roborando tono viſcerum, ventri­

culi& partium nervoſarum externarum, in

obſtructionibus viſcerum, item in aus: ſuͤſſung der ſaͤfte ein herrliches mittel ſei, des­wegen in laͤhmungen, muͤdigleit und mattig­keit der Glieder, Scharbök, verſtopfung der Milz, kalten Fiebern, unreinigkeit des Ge­bluͤhtes, Kraͤtze, innerlicher Hitze, bei den

Frauens verſtopfung der Menſium ſowohl

inn⸗ als auch auͤſſerlich zugebrauchen ſei.

Gleichwie aber keine Medicin auf der welt iſt, die für alle krankheiten, noch für alle na­turen ſich ſchikke, auch die unterſchiedliche urſachen der krankheiten wegneme: alſo iſt auch kein Brunnen und Waſſer von derglei­chen wuͤrkung; ſondern es dienet einer natur und einer krankheit mehr als der andern; ja es ſchadet auch bisweilen mehr; und iſt es ein groſſer abuſus in der Medicin, daß, wann Leute, auch wohl Medici, von einem Ge­ſundbrunnen hören, ſie gleich ohne unterſcheid allerhand Kranken, die an ſchweren gehre­chen darnieder liegen, und nicht geneſen koͤn­nen, dahin abſenden, und doch keine wiſſen­ſchafft bon den Waͤſſern haben, oh es ihnen dienlich oder nicht. Ja auch die Medici, welche bei den Brunnen geſetzet fein, pflegen wohl die Leute ohne unterſcheid anzunemen, und ihnen das Waſſer zu verordnen, es mag ſich für ihre conſtitution ſchikken oder nicht. Daher es dann ofters kommt, daß ſolche Waͤſſer