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das Licht Mose's untergegangen war, brach das Licht Josua's an." Ich maße mir keinesweges das Recht an, Euch einen Bestimmten zu nennen, aber bitten, vermahnen will ich Euch, daß Ihr es alsbald thun möget. Wohl aber steht mir das Recht zu, über die Beschaffenheit eines geistlichen Hirten in dieser Gemeinde Euch einige belehrende Winke zu geben. Es soll ein Mann sein, an den das göttliche Wort gerichtet werden könne: „tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott." Dieser Trost besteht nicht allein in dem Ausschluß, den er Euch geben wird, so oft Ihr Euch mit einer religiösen oder Gewissensfrage an ihn wenden werdet, wiewohl es ein Mann sein muß, der auch dieses in seinem ganzen Umfange zu thun vermag. Aber dieses erfüllt noch lange nicht den weiten Kreis des heiligen Lehramtes. Von selbst muß er zu Euch kommen, unaufgefordert muß er sich an Euer Herz drängen, um dort alle geheimen Falten des menschlichen Lebens und Strebens zu erforschen und zu ergründen, um Euch Trost und Hoffnung, Belehrung und Erbauung zu bringen. Es muß ein Mann sein nicht nur von heiligem Schein und würdigem Aussehen, sondern von heiligem Ernst, von würdiger Gesinnung, von höherer Einsicht, erfüllt und durchdrungen von dem Ernste, von der Schwere seines heiligen Berufes. Nicht nur ein Mann, der in einer in bestimmten Grenzen eingeschlossenen, vom Leben und dessen reichhaltigen Beziehungen fern liegenden Lehre der größte seiner Gemeinde ist, eine Größe, die so selten erkannt und darum noch seltener beneidet wird, sondern ein Mann ? der Lehre und der Wissenschaft, nicht nur der Lehre und der Wissenschaft einer Zeit, die längst gestorben und nur noch in der Geschichte lebt, sondern auch ein Mann der Lehre und der Wissenschaft unserer Zeit, unserer Tage, unseres Lebens, unseres Strebens und unseres Wirkens, ein Mann auch unserer Bildung, unserer Anschauung von Gott und Welt, ein Mann,