Druckschrift 
Zuruf an die israelitische Gemeinde in Frankfurt an der Oder : Des israelitischen Geistlichen Beruf und Stellung in unserer Zeit : Predigt, gehalten in der Synagoge zu Frankfurt an der Oder am Sabbath Nachmu 5600 (15. August 1840) / von Dr. Samuel Holdheim, Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschem Landes-Rabbiner
Seite
17
Einzelbild herunterladen

1 ?

Beiden bleibt dieselbe. Für den Volkslehrer in hiesiger Ge­meinde bleibt immer eine große unübersehbare Wüste des reli­giösen Lebens. Diese sollt Ihr mit ihm in einen blühenden Lebensgarten umbilden helfen. Ihr sollt ihm freundlich ent- gegenkommen und die Hände reichen, um gemeinschaftlich Las Werk der Besserung und Veredlung zu vollbringen. Weiset er buch in ernststrafenden Worten auf die Mißbräuche und Män­gel im Gottesdienste hin, wohlan! statt Euch darüber empfind­lich gekränkt zu stellen, stellet sie ab. Vermahnt er Euch, Eure Kinder in den heiligen Urkunden, in der Religion der Väter erziehen zu lassen, so lasset ihn nicht vergebens sprechen, son­dern verwandelt das Wort in die Thal. Habt Achtung vor­dem heiligen Amt und dessen Vertreter in allen Beziehungen und Weisen; ehret ihn, Ihr ehret Euch selbst, Eure Gemeinde, die er vertritt vor Gott und der Welt, nach Innen und nach Außen. Laßt walten unter Euch den Geist der Liebe und des Friedens, des Wohlwollens und der Ehrfurcht. Kommet ihm mit vollem Herzen entgegen, dann wird sein Wort in Euer Herz dringen, seine Lehre Euer Gemüth erfrischen, und er wird Euch sein ein treuer Hirt und Führer, in Freud und Leid Euer Theilnehmer, Euer Rathgeber, Euer Tröster im wahren Sinne des göttlichen Wortes:Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott."

Herr und Vater, mit diesem Tröste laß mich von meiner Gemeinde scheiden, mit der Hoffnung im Herzen das Amt niederlegen, daß ein würdiger Nachfolger es in Deinem Geiste fortführen, daß der Same, den ich mit liebender Hand, mit sorgsamer Pflege in den Schooß dieser Gemeinde gelegt, nicht für deren Heil verloren gehen, daß ein wackerer Knecht im Weinberge des Herrn den Boden weiter bearbeiten und aus dem Samen herrliche Früchte entwickeln wird. Laß diesen Trost und diese Hoffnung in mir nicht untergehen, auf daß

2