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3) Die Worte des Herrn an Moſe und Aharon:„Weil ihr an mich nicht geglaubt habt, um mich zu heiligen vor den Augen der Kinder Jsrael, deßwegen ſollt ihr dieſe Verſammlung nicht bringen in das Land, das ich ihnen gebe.“ Hier iſt es klar ausgeſprochen, daß die zornigen Aeußerungen Moſes in einem wenigſtens augenblicklichen Mangel an Glauhen und Vertrauen ihren Grund haben, und daß das beſtändige Zeugniß dieſes Glaubens ein unerläßliches Erforderniß für den geiſtlichen Führer ſei, um das Volk in ſeinem Glauben zu befeſtigen und den Namen Gottes in ſeinen Augen zu heiligen. ö Und auch heute, m. J. F., ſtehen die geiſtlichen Führer in Israel gewiſſermaßen in denſelben Beziehungen zu ihren Gemeinden, wie einſt ihr Vorgänger und Muſter, der göttliche Moſe. Auch heute wird in den Gemeinden Israels viel ge
murrt und geklagt über den Mangel und die Entbehrung bald des einen, bald des andern Gutes, das fo viele Jahrhunderte dem Volke zur Gewohnheit und zum Bedürfniß machten; viel gemurrt und geklagt über die Unbehaglichkeit und Beſchwerlichkeit des langen und mühevollen Weges, den die geiſtlichen Hirten einſchlagen, um die Gemeinden in ein beſſeres Land der reinen Gotteserkenntniß und des reinen Gottesdienſtes hinüberzuführen.— Nicht minder hört man von der andern Seite die geiſtlichen Führer mit Entrüſtung über dieſes ungerechte und unweiſe Murren des Volkes ſich beklagen, und nicht ſelten vernimmt man das harte Wort im Zorne ausgeſprochen:„Höret doch, ihr Widerſpenſtigen! Sollen wir aus dieſem Felſen euch Waſſer hervorbringen?“
Nach der Anleitung und dem innern Zuſammenhange
unſeres Textes wiſſen wir, daß ſowohl das Murren des Volkes als die zornigen Aeußerungen ſeiner Führer von Gott gemißbilligt werden, daß beiden ein Mangel an echtem Glauben und Vertrauen zum Grunde liege. Und wenn wir uns über das gegenſeitige Verhältniß und Benehmen der Gemeinden und ihrer Lehrer belehren und verſtändigen, oder kürzer, wenn wir den glaubensypollen Muth des geiſtlichen Hirten in Israel gegenüber dem Murren ſeiner Gemeinde kennen lernen wollen, fo finden wir die Anfor—
derungen hierzu angedeutet in dem Worte Gottes ſelbſt, die
darin beſtehen: an Gott glauben, ihm vertrauen und ſtreben, daß ſein Name geheiligt werde.
| Und die nähere Ausführung und Beleuchtung dieſer Gedanken ſeien Gegenſtand unſerer Betrachtung in dieſer, der Belehrung urd Erbauung geweihten Stunde, die Gott an uns ſegnen und zur Heiligung ſeines Namens unter uns wirkſam machen wolle. Amen..