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Jude und Nichtjude : eine Erwiderung auf die Schriften der Triple-Allianz der Herren Doctoren Holdheim, Salomon und Frankfurter / von einem Ungenannten
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den er früher als Volk Gottes inne hatte und nur in Folge seiner Sündhaftigkeit verloren hat? Die Antwort ist klar und einfach. Hat er sich den Zorn Gottes durch Nichtachtung und Vernachlässigung seines Gesetzes zugezogen, durch Nichtachtung und Verfolgung derer, die es übten, lehrten und zu erhalten trachteten, so muß die Reue, der Rückschritt zu Gott, auf einem diesem entgegengesetzten Wege stattfinden; als einziges Mittel also, um seinen Standpunkt als Jude zu. behaupten, kann nur angegeben werden, das Vaud des Gesetzes fester und fester um sich zu schlingen, durch Ausübung der von Gott gebotenen und für die Ewigkeit gegebenen Gebote und Satzungen, durch Achtung der von göttlichem Geiste beseelten und darin handelnden Weisen, durch ehrfurchtsvolle Scheu vor dem, was sie, wohl kennend den Leichtsinn der Welt, und vielleicht auch ahnend, daß er einst sogar sich im offnen Un­gehorsam gegen dasselbe umgestalten würde, als Abgränzuug, als Verzäu­nung ums Gesetz gezogen haben. Nur auf diesem Wege des Rück­schrittes ist es uns möglich, dereinst wieder als Volk Gottes unter den übrigen Völkern zu glänzen. Wenn wir nun aber grade sehen müs­sen, wie von so vielen Seiten, ja selbst von da, wo man es am we­nigsten vermuthen sollte, mit unermüdetem Eifer dahin gearbeitet wird, das Bestehende umzustürzen; wie man bemüht ist, die Synagoge zu zerstören, um aufderen Trümmern Tempel denjenigen Götzen, dem Dünkel und dem Übermuthe zu errichten; wie'man ferner diejenigen, die dem Gesetze schon längst untreu geworden sind, in ihrem Starrsinn zu befestigen und die das Gesetz unkundige Jugend, durch Trugschlüsse, durch einen Schwall von blendenden Worten, durch Scheingelehrsamkeit völlig zu verführen und zu verlocken trachtet; ja sogar dies, Staat und Religion ernstlich gefährdende Treiben, so west hinaus führt, daß mau im Amt und Würde stehende Männer, die, die noch Achtung vor Gottes Wort und seinen Geboten haben den Juden vor sol­chem Beginnen gewarnt haben, mit Schmähungen und Schimpfworten überhäuft, und dadurch ein wenn auch nicht Gott, doch Menschen ge­fälliges Werk gethan zu haben glaubt: so können wir nicht umhin, unsren Blick mit Trauer und Abscheu von solch einem Gemälde abzu­wenden und ich möchte gerne ganz von solchen ominösen Dingen schwei­gen, wenn nicht die oben erwähnten Gründe mich zum Reden vermocht hätten.

Ehe ich aber zur Wiederlegung der angeführten Citate schreite, möchte ich gern noch eine Frage machen, nämlich: da, wie allbekannt, dem Juden eine große Menge von Gesetzen gegeben, die Gebets-Pflicht aber nur eins derselben ist, so muß man wirklich erstaunen, wenn man Leute, denen die Ausübung der göttlichen Satzungen so wenig am Herzen liegt, von Judenthum und Verbesserungen von demselben reden hört. Gesetzt, sie hätten wirklich eine Verbesserung im öffentlichen Gottesdienste