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:^>2 "In der Zeit R. Gamliels nahmen die Ungläubigen in Is- „rael zu, bedrängten die Israeliten, und verleiteten sie von Gott abzu- „fallen; als er nun sah, daß dies Bedürfniß bei weitem das Nothwen- „digste wäre, so ließ er nebst den ihn besitzenden Richtern ein besonderes »Gebet verfassen, dessen Anhalt eine Bitte zu Gott war, jene zu vernichten, und er rückte sie in die achtzehn Segenssprüche ein, daß sie geläufigem Munde allen sein solle."" Und später sagt er, daß, wenn der Vorbeter sich in einem der Segenssprüche irre, er zurecht gewiesen werden könne; wenn aber in der N2->2 so müsse man ihn gleich
abtreten lassen, weil er dadurch den Verdacht auf sich lade, selbst ihnen anzugehören. Was würde nun Maimonides erst gesagt haben über Leute, die diesen Segensspruch gänzlich gestrichen haben, unter dem Vorwände der Intoleranz? Ach glaube kaum, daß er sie mit den Namen Juden bezeichnet hätte.
Nun kommt das übel berüchtigte Kol Nidre, bei dem Sie bemerken, daß es entschiedene Autoritäten gegen sich habe, den R. Nis- sim und den Landesrabbiner Hirsch in Oldenburg, doch, Herr Rabbiner, hat es nicht anch entschiedene Autoritäten für sich? Rechnen Sie den und den für gar nichts? Und da es ein Mal
Gebrauch ist, so kann man es ja auch nicht so mir nichts dir nichts abschaffen; Sie kennen ja selbst die Stelle des Maimonides in seiner Vorrede zum Jad Hachasaka, wo er über Gebräuche spricht und führen sie auch später an. Uebrigens hat sich hier ein Gerücht verbreitet, daß es Herr Hirsch auf Ermahnung eines andern Rabbiners wieder eingeführt habe; jedoch kann ich nicht die Wahrheit desselben verbürgen.
Nun kömmt die Stelle die üm meisten berücksichtigt zu werden verdient: es ist dies die interressante Abhandlung über Opfer. „„Das „Gebet ist gewiß ein weit vorzüglicheres Mittel, als die Opfer einst „waren; um der Frömmigkeit einen festen Haltpunkt und dem religiösen „Bedürfniß Nahrung und Befriedigung zu gewähren, und ist selbst beim „Opfer nicht ganz entbehrt worden, wovon schon in der Bibel Beispiele „Vorkommen."" Herr Rabbiner! wie können Sie nur so etwas sagen? Die Schriftsteller!, die Sie da citiren sind ja nur das Bekenntniß der Sünde und deren Bereuung, das bei jedem Sündenopfer nothwendig war; die Anerkennung der Wohlthaten Gottes beim Darbringen der Erstlinge, und das Ablegen eines Bekenntnisses hinsichtlich des Zehnten. Sie müssen doch eingestehen, daß unsre Lage, als wir in Jerusalem, unser Heiligthum, unfern Tempel, noch inne hatten, eine ungleich heiligere, bessere und der Gottheit weit nähere war; wenn nun, wie Sie behaupten, das Gebet ein weit vorzüglicheres Mittel ist, um der Frömmigkeit einen festen Haltpunkt zu gewähren, so wäre ja unsre jetzige Entfernung vom heiligen Boden, unsre Vertreibung aus der Gottes- nähe weit vortheilhafter für uns, daß unsre frühere Lage, da wir jetzt