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der die Frömmigkeit im Wege stehenden Opfer überhoben, ja sie sogar uns aufs strengste untersagt sind. Welcher Widersinn liegt nicht in dieser Behauptung? Welch falsche Auffassung der Opfer? Sagte dies etwa auch der große Maimonides? Hatten die Opfer einen durchaus negativen Zweck, warum wären denn so viele Gesetze auf deren Behandlung bestimmt, so viele Strafen für die Nichtbeachtung derselben gesetzt? Konnte dies von Maimonides unbeachtet bleiben? dies seinem Adlerblicke entgangen sein? Und dann, Herr Rabbiner, muß ich Sie noch fragen, wissen Sie denn nicht, daß der Theil des Maimonides, (NMN V2PI2) den Sie hier anführen gar nicht in Betracht gezogen werden kann? Denn Sie wissen ja wohl, daß keines der göttlichen Gesetze von seinem Grunde bedingt wird, sondern daß Sie absolut darstehen; daß es zwar dem menschlichen Verstände frei stehe, ja sogar geboten sei, das göttliche Gesetz zu erforschen in so weit es menschliche Forschung zulasse, daß er aber sich nicht unterfange, den von ihm gefundenen Grund für den einzigen, wirklichen zu halten, um sich danach an Ausübung seiner Gesetzespsticht zu richten. Vermuthlich kennen Sie ja den Brief, der zur Vorrede des gehört, in dem alles
das hier Gesagte enthalten ist. Nehmen wir nun noch zu allem Diesem hinzu, was der über die Opfer sagt, daß das Wort von
nähern berkvmme, daß es also etwas bezeichne, das dem Menschen Annäherung zu Gott, Goktesnähe verschaffe, so verfallen alle diese Weisheiten in sich; doch ich will Ihren Worten folgen, will in Mai- monid es selbst mit Ihnen weitergehen. Sie stellen nämlich die Frage auf: „„Hat er das Recht, gegen eine im Rabbinismus allerdings „wurzelnde Ansicht von der einstmaligen Wiederherstellung des Tempels „und des Opferdienstes nach früherer Form und Weise sich entschieden „auszusprechen, so mag diese Frage hier unerörtert bleiben."" Das ist ein wahrer Pfaffenstreich Herr Rabbiner, der einem Jesuiten selbst Ehre machen würde! Warum soll sie denn unerörtert bleiben? das ist ja grade der hier vorliegende Fall, über den sie sich aussprechen sollten; aber, da Sie die Unvereinbarkeit desselben, mit unserer Religion recht gut kennen, so suchen Sie wohlweislich auszuweichen. Aber fühlen Sie denn nicht, daß Sie durch Vermeidung und Umgehung einer Erklärung, wenn Sie denn doch eine geben wollten, Ihrer Sache eben nicht den besten Anstrich geben?*)
*) Ueberhaupt verräth Ihr ganzes Votum eine gewisse Unsicherheit, ein Schwanken in Aufstellung der Gründe. Sie pflegten gewöhnlich erst zu zeigen, welcher Ignoranz sich die Herrn Gebetbuch-Verfertiger schuldig machten, und dann einen Grund anzugeben, der auch noch manchmal in Zweifel von Ihnen gezogen wurde; Ihre Annonce in der Zeitung des Ju- denthums hat nur gedient, mich in dieser Meinung zu bestärken, da ich gesehen, dass man wahrscheinlich Sie andrerseits a uch a uf diese Mängel aufmerksam gemacht hat.