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Jude und Nichtjude : eine Erwiderung auf die Schriften der Triple-Allianz der Herren Doctoren Holdheim, Salomon und Frankfurter / von einem Ungenannten
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Forderungen des schriftlichen und mündlichen Gesetzes, Gottesdienst besteht im Lesen des Schma und in dem Gebete, das vorzugsweise Tefilla heißt, sagen unsre Lehrer." Ganz recht, Herr Doctor! Hat aber das alte Gebetbuch diese vorgeschriebene Gebete an jedem Tage? Es hat sie doch nur am, Sabbath und den Festtagen, und wer,,nicht jeden Tag dies vorgeschriebene Glaubensbekenntnis; und Gebet verrichtet der ist, wie Sie selbst unumstößlich erwiesen haben, kein Jude. Der nächste Schluß, den nun selbst ein jeder, und wäre er auch kein Sophist, daraus ziehen muß, ist, das alle, die aus diesem Gebetbuche, also nur am Sabbath beteten, keine Juden waren. Und nun die Sabbathge- bete, wie waren diese? Wurden sie nicht erst zerstückt und verstümmelt? Verrichteten Sie selbst am Sabbath. die von Ihnen als nothwendig zur Erfüllung der, Gebetspflicht des Juden anerkannten Gebetstücke in gehö­riger Form? Und nun, nachdem Sie in Ihren eigenen Schreiben be­kennen, daß Sie 23, Jahre lang aus einem Gebetbuche gebetet, hätten, dessen Inhalt nicht ebenden Juden characterisire, fühlen sie sich beleidigt, wenn man Ihnen dies vorwirst?, Was also das. erwähnte Interdikt in Bezug des Zustandes vergangener Jahre gesagt hat, ist völlig ge­gründet, und erfreut sich sogar mehrfacher Beweise aus Ihrem Büchlein: Es ist also jetzt nur noch, der Schluß zu erweisen, den Sie selbst, freilich etwas zu schnell aus dem verhängnißvollen Satze gezogen haben, daß auch diejenigen, die aus dem neuen Gebetbuche beten, nicht mit dem Namen Juden, seiner religiösen Bedeutung nach, bezeichnet werden können. Untersuchen wir die Motive, denen das neue Gebetbuch sein Entstehen verdankt! Die sind etwa gewesen, daß man einsah, in der ersten Auflage habe man sich zu weit vom Standpunkte des jüdischen Gebetes entfernt, und sei nun bedacht gewesen, diesem Fehler durch Hinzufügung vieler bisher weggelassener Gebetstücke, wieder gut zu machen? Es war also wohl ein religiöser Eifer, die Anerkennung der früheren Mängel auf dem Gebiete der Religion, die diese neue Ausgabe veranlaßt haben? Nein, das war es nicht! Sie gestehen ja selbst ganz treuherzig ein, daß man einzig und allein, well das alte Gebetbuch vergriffen war, zur Besorgung eines neuen schreite» mußte. War also aus dem bisher Gesagten erwiesen, daß das alte Gebetbuch auf den Character eines jüdischen auch nicht im Entferntesten Anspruch machen durfte, und Sie gestehen selbst in der Vorrede des neuen ein, die leitenden Gedanken seien ganz dieselben geblieben, so muß ja auch dasselbe Verbot, womit das frühere belegt war, auch das jetzige treffen, ja in noch größerem Umfange, da in demselben die will- kührliche Behandlung an einer ungleich großen Anzahl von Gebeten bemerkbar ist. Und wenn auch das jetzige unfern gewöhnlichen Gebet­büchern ähnlicher ist, so haben Sie dennoch selbst den Stab über das­selbe gebrochen durch das Bekenntniß, daß Sie in der Vorrede desselben