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hinein gesehen habe, daß ich das alles aus meinem deutschen Chumesch weiß, das ich so oft gelesen und wieder gelesen habe, daß ich die Seitenzahlen der angeführten Talmudstellen auswendig kenne."
Ueber Rabbi Jesaja's Züge glitt ein feines Lächelns, wie es zu geschehen pflegte, wenn ihm ein guter Gedanke durch den Kopf ging. Die Einmischung Proßnitzers hatte ihn augenscheinlich auf diesen Gedanken geführt.
„Liebe Frau," fuhr er so heiter fort, daß die Erregung der Rabbinerin sich immer mehr und mehr legte, „wir wollen jetzt der Sache einmal auf den Grund kommen. Ich möchte Dich einmal überzeugen, wie leicht man Jemanden falsch beschuldigen kann. Die wolltest vorhin die Namen derjenigen nennen, welche Du im Verdacht des Diebstahls hast und wirst es mir sicher danken, daß ich Dich von dieser Sünde zurückgehalten habe. Da ich an die Unschuld der Männner glaube, so begehe ich Wohl keine Sünde, wenn ich sie Dir nenne. Du brauchst es nur durch ein Kopfnicken zu bestätigen, wenn ich die Deiner Meinung nach richtigen vermuthe. Es sind die drei Herren, die schon seit zwei Tagen bei uns waren und heute nach Tisch weiter gereist sind. Jst's so?"
„Du bist ein leibhaftiger Beweis für die Worte der Weisen, daß ein Weiser größer ist als ein Prophet."
„Nun denn, die Leute sind jetzt etwa seit vier Stunden fort. Sie haben mir gesagt, daß sie in der Richtung nach Mainz reisen, ich werde einen Boten nachsenden, der ihre Effekten durchsuchen soll und nöthigenfalls sogar mit Hilfe der Polizei und dann wollen wir sehen, wer von uns beiden Recht hat. Das Naheliegendste wäre, daß ich unseren Gabbe Reb Schamschon nachschicke. Aber abgesehen davon, daß er