8
durch sein Alter etwas schwerfällig ist und die Reisenden nicht so rasch einholt, möchte ich die Beschämung der unschuldig Verdächtigten nicht dadurch vergrößern, daß ich noch einen Dritten ins Vertrauen ziehe. Da aber unser Hausbochur ohnedies Zeuge unserer Unterredung war, so schlage ich ihn für diese Mission vor. Was hältst Du davon?"
„Wenn er Dir genehm ist, so ist er mir's gewiß," erwiderte die Angeredete mit feiner Anspielung auf ein gleichlautendes talmudisches Citat.
„Proßnitzer macht Euch reisefertig, in einer halben Stunde seid Ihr hier bei mir. Dann will ich Euch Eure Verhaltungsmaßregeln mit auf die Reise geben. Ich denke, daß Ihr nur zwei bis drei Stunden zu marschieren braucht, um die drei Gäste zu finden. Sie sind nicht so gut zu Fuß wie Ihr es seid. Sind sie wirklich unehrlich, dann trinken sie und halten sich lange in Wirthshäusern auf. Also, verliert keine Zeit."
Proßnitzer entfernte sich sofort, aber die Rabbinerin hielt noch das Bedenken zurück, ob die Fremden nicht vielleicht ein falsches Reiseziel angegeben hätten, um vor jeder Verfolgung sicher zu sein.
„Sei unbesorgt," entgegnete Rabbi Jesaja. „Die Herren ersuchten mich um Empfehlungen an den Rabbiner von Mainz, die ich ihnen auch bewilligte. Das wird Dir genügen. Für mich, der ich sie für unschuldig halte, bedarf es dieses Beweises nicht einmal. Wir wollen jetzt über den ganzen Handel so wenig Worte verlieren, als nur eben möglich, um nicht zu einer Sünde zu gelangen. Hat sich die Sache erst aufgeklärt, so wollen wir unsere Gedanken darüber schon austauschen."