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um den dreien zu erklären, daß die Kleider, die sie aus meinem Hause mitgenommen haben, ihnen von mir geschenkt und somit von nun ab ihr rechtsmäßiges Eigenthum sind. Ich möchte nicht, daß ein Mensch durch mich von Gott bestraft werden sollte. Da ich diese Strafe auf diese Weise von ihnen abwenden kann, so bin ich dazu verpflichtet. Dann reist Ihr, Lechajim Ulcscholaum, nach Frankfurt zurück und erklärt vor mir und meiner Frau, der Wahrheit gemäß, daß Ihr alle Effekten der drei Reisenden untersucht hättet, aber Kleider, die nur gehören, seien keine dort. — Habt Ihr mich verstanden?"
„Rabbi," entgegnete Proßnitzer, „wohl habe ich Euch verstanden, aber Ihr seid kein Mensch, Ihr seid ein Engel Gottes; Ihr verschwendet Eure Güte an Unwürdige, Ihr —"
Aber Rabbi Jesaja schnitt mit gefurchter Stirne und finsterem Blick jede Entgegnung ab:
„Kein Wort weiter! Wenn mir nur Alles so klar wäre wie das, was ich hier zu thun habe, und Ihr wollt mich von meiner Pflicht abwendig machen? Ihr werdet sehen, die drei Verbrecher werden ehrliche Menschen, wenn sie mich vor der Strafe zittern sehen, die ihr Leichtsinn ihnen zugezogen und die Rebbezen wird keinen Menschen mehr unschuldig im Verdacht haben, wenn sie zu der Ueberzeugung kommt, daß sie sich diesmal geirrt hat. Wiegt das Seelenheil von vier Menschen Euch nicht schwerer, als die paar Lappen, um die es sich hier handelt? Schämt Euch, Proßnitzer, wenn ich Euch nicht so gut zu kennen glaubte, ich könnte an Euch irre werden, und jetzt macht Euch auf den Weg! Zelach Urchaf! Ich werde Euch den Priestersegen nachsagen."
Proßnitzer war kaum drei Stunden in der Richtung nach Mainz marschirt, als er in einem einzelnen Wirthshause am