Druckschrift 
Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
Seite
12
Einzelbild herunterladen

12

Wege die drei Freunde traf. Sie hatten aus dem Weinkeller des Rabbiners einige Flaschen Wein mitgenommen, mit dem sie sich gütlich thaten. Ihre Reiseutensilien hatten sie auf einem kleinen Handwagen vor dem Wirthhaus stehen, und noch ehe Proßnitzer die Wirthstube betreten, hatte sein scharfer Blick schon die gestohlenen Kleidungsstücke herausgefunden. Kaum war er in die Wirthsstube eingetreten, so erkannten die Zecher den Hausbochur und auch die ganze Situation, in der sie sich befanden. Sie entboten ihm den Gruß, wie einem Fremden und reichten ihm ein Glas Wein. Mit Rücksicht auf die an­wesenden fremden Gäste wurde die Konversation in hebräischer Sprache geführt. Von den Weinflaschen war noch eine unbe­rührt und trug das ihm wohlbekannte Siegel. Aber er that als merke er dies nicht und fragte die Zecher, wie sie dazu kommen, in einer nichtjüdischen Wirtschaft verbotenen Wein .zu trinken.

Der Wein," stammelte der älteste,ist ein Weggeschenk der Frankfurter Rebbezen, die keinen Gast ziehen läßt, ohne ihn für die Reise mit Zehrung zu versehen. Wer seid Ihr denn eigentlich?"

Ich bin," entgegnete Proßnitzer,in einer ähnlichen Lage wie der Hausmeister des Königs Joseph, als er den Söhnen Jakobs nachgesandt wurde, um den silbernen Becher seines Herrn zurückzuholen. Ich richte an Euch wie jener zu­nächst die Frage:Wie könnt Ihr Gutes mit Bösem ver­gelten?" Und nun redete ihnen Proßnitzer so zu Herzen, daß sie beschämt die Augen niederschlugen.

Ihr habt Recht," sagte der eigentliche Attentäter,einen Mann wie den Frankfurter Ras zu bestehlen, ist eine doppelte Sünde. Wir geben auch alles zurück und bitten Euch bei