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Eurem Herrn ein gutes Wort für uns einzulegen, daß er unsere schlechte That verzeihen möge."
Nun erklärte Proßnitzer den erstaunten Zechern, daß er gesandt sei die Kleider ihnen zu schenken, daß er sie deshalb nicht mehr annehmen könne, denn sie seien bereits ihr Eigenthum. Wer dem anderen einen Heller stiehlt, hat ihm sein Leben genommen, lehren unsere Weisen, gesegnet sei ihr Andenken. Der Frankfurter Ras möchte nichts an seinem Körper tragen, was andere Menschen zu einem solchen Unrecht verleitet hat. Behaltet die Kleider, verkauft sie meinetwegen und von dem Erlös richtet ein Geschäft ein. Gebt Euer Vagabunden- Leben auf und werdet redliche Menschen, dann verzeiht Euch mein Herr gerne."
„Wir geben Euch Tekias Kas (Handschlag)," hob nun der Aelteste und Wortführer der drei an, „daß wir Euren Rath befolgen werden und zum Beweis für die Aufrichtigkeit unserer Gesinnung wollen wir Euch die Empfehlungsschreiben zurückgeben, die der Frankfurter Ras uns nach Mainz mitgab. Wenn wir arbeiten wollen, empfehlen wir uns selbst. Seid Ihr damit einverstanden?" fragte er seine beiden Genossen.
„Von Herzen gern," riesen beide. Sie gaben Proßnitzer den Handschlag, händigten ihm ihre Schreiben ein und zogen ihres Weges weiter nach Mainz, während Proßnitzer freudigen Herzens nach Frankfurt zurückkehrte, wo er Abends spät eintraf. Das Haus des Rabbiners war schon geschlossen. Glocken hatte man damals noch nicht an den Thüren, sondern Thürklopfer. Mit diesem schlug Wolf Proßnitzer dreimal kräftig an die Hausthüre, die sich ihm sofort öffnete. Er wurde noch von seinen beiden edlen Auftraggebern erwartet.
Die Rabbinerin war sofort beim Anblick Proßnitzers