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„Ich könnte noch nicht schlafen, denn mich quält jetzt mehr als den ganzen Tag der Gedanke, was wir thun könnten, um wieder zu unserem Eigenthum zu kommen. Im Hause sind die Kleider nicht: ich habe jeden Winkel deshalb ohne Erfolg durchsucht. In hohem Grade verdächtig kam mir das Mädchen vor, welches uns jeden Sabbat die Zimmer heizt, es hat einen Geliebten-"
„Um Himmelswillen!" fuhr der Rabbi mit so lautem Aufschrei in die Höhe, daß die Rabbinerin betroffen zu ihm emporschaute. „Um Himmelswillen! sprich nicht weiter. Eben hast Du Dir gelobt, keinen Menschen mehr zu verdächtigen und Du verfällst fast in demselben Athemzug wieder in den alten Fehler."
„Du hast Recht; ich bin ein schwaches, fehlendes Weib, verzeihe mir meine Uebereilung. Aber jetzt war es das letzte Mal; von nun an soll es sicher nicht wieder Vorkommen. Es wäre mir Wohl auch jetzt nicht passiert, aber der Verlust der Kleider geht mir ungewöhnlich nahe. Es ist besonders der neue blaue Jomtofrock, den Du erst auf jüngsten Peßach anfertigen ließest, den kann ich nicht vergessen, mit seinen zwölf goldenen Knöpfen. Sie waren, wie Du weißt, ein Erbstück meines seligen Großvaters, und jeder einzelne war ein Kunstwerk für sich von einer Solidität und Feinheit der Arbeit, die man heute gar nicht mehr kennt."
„Sind Knöpfe dieser Art für Geld nicht mehr zu haben?" fragte Rabbi Jesaja.
„O, ich kenne Dich," erwiederte die Gefragte, „Du würdest sie für alles Geld aufzutreiben suchen, um mich zu beruhigen. Aber sie sind um keinen Preis zu haben, denn sie «xistiren nicht mehr zum zweiten Male. Sie sind wahre