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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Esrogschaalen, Gircmdolm u. dergl. angefüllt war, nahm einen goldenen Becher und schüttete seinen Inhalt auf den Tisch. Sind das Deine zwölf Knöpfe?"

Die Rabbinerm erbleichte und hatte nicht den Muth einen der Knöpfe zur genauen Besichtigung und Prüfung in die Hand zu nehmen. Als der Rabbiner ihr den Nächstliegenden in die Hand drückte, zitterte die Hand erregt hin und her. Aber ls sie den ersten Blick darauf geworfen hatte, schrie sie laut auf:Ribbaunau schel Uulom, Herr der Welt, das sind ja die nöpse meines Großvaters. Ich bitte Dich, lieber Mann, oher sind diese Knöpfe plötzlich gekommen?"

Halt!" entgegnete in seiner gewohnten Ruhe der Rab­iner, indem er seinen Schrank wieder verschloß,mit dieser ,^'rage hast Du schon gegen den ersten Punkt unserer Ab­machung verstoßen. Jetzt aber gehe zur Ruhe, damit Du nicht much noch gegen den zweiten Punkt fehlst. Und Ihr, Proß- nitzer, werdet heute auch ohne gewiegt schlafen. Wenn Ihr morgen früh den Schiur vor dem Morgengebet verschlafen solltet, so will ich Euch für diesmal entschuldigen. Aber jetzt, gute Nacht!"

III.

Rabbi Jesaja, seine Frau und sein Hausbochur fanden in dieser Nacht alle drei keinen Schlaf. Von Rabbi Jesaja war dies selbstverständlich, er war der einzige, der ihn nicht gesucht hatte. Rabbi Jesaja ging außer Freitag Nacht nie­mals zu Bett. Er lernte, lehrte, schrieb und arbeitete von früh bis spät, so lange, als ihn der Schlaf nicht ubermannte. Machte die Natur gebieterisch endlich ihr Recht geltend, so schlief

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