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er da, wo er gerade stand oder saß, in den Kleidern einige wenige Stunden und war dann so frisch und neu gestärkt, wie andere, die auf den feinsten Daunen und Flaumfedern der Ruhe Pflegen.
Als er in jener Nacht wieder allein war, ging er zum zweiten Male über denselben Schrank, öffnete eine geheime Seitenthiire und nahm ein großes, geschriebenes Werk heraus, in dessen Studium er sich vertiefte und worüber er alles andere vergaß. Es war ein großes kabbalistisches Kompendium, nach den Figuren zu schließen, die auf jeder Seite in den Text eingestreut waren.
Die Rabbinerin, die zum ersten Male den untrüglichen -Beweis der kabbalistischen Wunderkraft ihres Gatten in dem ihr so theueren Familienerbstück in Händen zu haben glaubte, musterte in ihrem Schlafzimmer noch einmal die Knöpfe. Ihre Echtheit war zweifellos. Und ihr Mann hatte das Wunder so schlicht und planlos vollbracht, wie Jemand sonst zwölf Heller auf den Tisch wirft. Wie hat er es nur ange- fangen, und wenn er so spielend über die Geister gebot, warum hatte er nicht auch den Rock und die übrigen theuren Gewänder zur Stelle geschafft? Und sie durfte nicht fragen. Sie hätte die Hälfte der Knöpfe, ja sie hätte alle für die Lösung des Räthsels hingegeben! Diese und ähnliche Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf und ließen sie erst mit Anbruch des Tages Ruhe finden.
Proßnitzer's klarer Verstand faßte die Sache nüchterner auf. Daß an der Herbeischaffung der Goldknöpfe die Wissenschaft der Kabbala keinen Antheil hatte, das stand ihm fest, je mehr er davon überzeugt war, wie tief sein Meister in die Geheimnisse der Kabbala eingedrungen war. Er sagte sich: Von