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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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tommen Gerechter werden kann, kann dann nicht auch ein notorischer Dieb ebenso rasch ein ehrlicher Mann werden?"

Ohne Zweifel kann das sein," entgegnete der Rabbi. 'Aber die Hauptsache, der Vorsatz zur Teschuba, zur auf­richtigen Besserung, der muß doch vorangehen, und dieser fehlt aber hier."

Verzeiht, Rabbi, diese Bedingung war in diesem Falle in bündigster Weise erfüllt," bemerkte Proßnitzer, und er­zählte nun dem Rabbi sein Begegniß mit den drei Fremden, wie sie ihm durch Handschlag gelobt hatten, ehrliche Menschen werden zu wollen und wie sie dem Rabbiner die Empfehlungs­schreiben zurückschickten, die Proßnitzer bei seiner Rückkunft "nicht abgeben konnte, weil die Frau Rabbinerin zugegen war.

Das habt Ihr zu Wege gebracht, Proßnitzer?" fragte leuchtenden Auges Rabbi Jesaja.Was haben wir da doch für ein gutes Geschäft gemacht; mit einem Arm voll Kleidern .drei Seelen gerettet! Wahrlich, wahrlich! Israel ist heilig! -Much die Leeren unter ihnen sind an Gutthaten so reich, wie ^der Granatapfel an Kernen. Unter solchen Umständen wart ' Mhr selbstverständlich im Recht mit Euren Worten und nun seid mir wirklich mauchel, daß ich so vorschnell einen Vorwurf gegen Euch erhoben habe. Wer einen anderen unschuldig ver­dächtigt, muß ihn zufriedenstellen und ihm einen Segen geben, svas könnte ich Euch gewähren, um mein vorschnelles Urtheil über Euch wieder gut zu machen?"

Einen Augenblick, aber nicht länger, dachte Proßnitzer k daran, diese Situation auszunützen, um von dem Rabbi die ^ Lösung des Räthsels zu erbitten, das ihn so sehr beschäftigte, s Aber sofort gewann sein edler Charakter wieder die Oberhand, " der sich eines solchen Schrittes schämte.

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