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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Rabbi, ich weiß nicht, was ich reden soll," entgegnete Proßnitzer.Ich habe nichts Gutes und Ihr habt nichts Böses gethan. In Euerer Seelengüte und Euerer Bescheidenheit seht Ihr Euere verdienstlichen Handlungen durch ein Ver­kleinerungsglas und das Wenige, was ich hier zufällig thun konnte, durch lauter Vergrößerungsgläser. Ihr habt nichts zu danken, und ich habe nichts mauchel zu sein. Hat Jemand etwas zu danken, so bin ich's, daß Ihr mich gewürdigt habt, einen Blick in Euer großes, edles Herz zu thun und dafür sage ich Euch aus tiefstem Herzen meinen heißen Dank."

Eine kleine Erkenntlichkeit muß ich Euch aber doch noch erweisen," unterbrach ihn lächelnd der Rabbi,indem ich Euch das Wunder mit den goldenen Knöpfen erkläre. Ich habe übrigens auch noch eine andere Absicht dabei, die Ihr leicht er- rathen werdet, Euch über die Sache klaren Wein einzuschenken. Ihr haltet mich doch jetzt für einen großen Baal Schein, wie es die Rebbezen thut. Wie?"

Bei diesen Worten warf Rabbi Jesaja einen prüfenden Blick auf den jungen Mann, den dieser aber mit seinem natür­lichen Verstand und seiner geraden, aufrichtigen Denkweise leicht parirte.

Nein, offen gesagt," erwiederte Proßnitzer,für einen Baal Schein hätte ich Euch deshalb nicht gehalten; die Erklärung des Wunders ist nach einer anderen eSite hin zu suchen, aber wie und wo, dafür reicht mein Wißen und Denken nicht aus. Ich habe keine Ahnung einer Lösung, obwohl ich die ganze Nacht darüber nachgegrübelt habe."

Die Nacht war für Euch nicht sehr lang, aber Ihr sollt das Räthsel sofort gelöst bekommen. Den ganzen vergangenen Winter drang die Rebbezen in mich, ich müßte mir auf Peßach