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einen neuen Rock machen lassen, da der bisherige für Jomtof nicht mehr gut genug sei. Wiederholt protestirte ich dagegen, aber füglich entsprach ich dem Wunsche meines wackeren Weibes. Für meine Nachgiebigkeit versprach sie mir die zwölf goldenen Knöpfe an das neue Kleid anbringen zu lassen, die ihr von ihrem Großvater — der Friede sei über ihn — kurz zuvor als Erbe zugefallen waren. Am Ereb Peßach in aller Frühe brachte ihn Schneider Jerachmiel in's Haus. Meine Frau konnte den neuen Rock mit den herrlichsten aller Knöpfe nicht genug bewundern und legte ihn, nachdem sie ihn lange genug gemustert hatte, aus mein Bett, damit ich ihn Nachmittags anziehen könnte. Mir war bei dem neuen Rock mit dem kostbaren Schmuck nicht ganz geheuer. Was ihn anderen als erstrebenswerth erscheinen ließ, machte ihn mir verleidet. Es war mir ein beschämendes Gefühl, einen Rock zu besitzen, für den jeder Kenner mehr bezahlt hätte, als für den Träger und Besitzer des Rockes. Dann hätte mich immer der Gedanke beunruhigt, wie leicht könnte ich einen dieser theueren Knöpfe verlieren, wie leicht die Lüsternheit von eitlen Menschen mit dem Flitter rege machen, und sie veranlaßen, das letzte der zehn Gebote zu übertreten, kurz, ich konnte die reine, kindliche Freude meiner wackeren Frau — Gott erhalte sie uns gesund — nicht theilen. Messingene Knöpfe oder höchstens silberne, wie sic mein vorheriger Jomtof-Rock hatte, hätte ich für meine Person vorgezoaen; aber was thut man nicht um des lieben Hausfriedens willen. Der Rock war einmal da und mußte getragen werden.
Während ich da sitze und gerade die nöthigen Vorbereitungen für den Verkauf des Chomez treffe, kommt ein großer Talmid Chochom zu mir herein — Ihr kennt ihn auch.