42
Dingeldein einen Augenblick den Anlaß, der ihn hierhergeführt hatte. Ehrerbietig entblößte er das Haupt und ließ den Blick über die langen Bücherreihen und dann durch das ganze Zimmer schweifen. Es war einfach, geradezu dürftig möblirt. Ein langer eichener Tisch und mehrere tannene Stühle, ein einfacher Stehpult mit einem Gießfaß und einem linnenen Handtuch bildeten das ganz Mobiliar. Zuletzt haftete das Auge auf dem Eigenthümer dieses Raumes, der bescheiden am Eingänge stehen geblieben war.
Rabbi Jesaja glaubte einen leisen Vorwurf in diesem Blick zu lesen. „Seid willkommen, gnädiger Herr, in diesem Hause und verzeiht, daß ich bedeckten Hauptes vor Euch stehe, aber unser Gesetz verbietet uns die Entblößung des Hauptes."
„Macht Euch deshalb keine Sorge," erwiederte leutselig der Stadthauptmann, indem er sich auf einen der alten Stühle so gründlich niederließ, daß dieser in allen Fugen krachte. „Ihr seid ja zu Hause und könnt Euch ganz nach Belieben verhalten. Aber habe ich Euch recht verstanden, so sagtet Ihr soeben, daß Euer Gesetz Euch die Entblößung des Hauptes verbietet? Das finde ich merkwürdig, da Ihr soeben in meiner Amtsstube doch mehr als eine halbe Stunde entblößten Hauptes verbracht habt."
„Das ist richtig," entgegnete Rabbi Jesaja. „Bei Eurer Excellenz habe ich durch Abnahme meiner Pelzmütze nicht gegen unser Gesetz gehandelt, aber hier würde ich die Rücksicht und Ehrerbietung gegen die uns umgebenden heiligen Schriften verletzen, wenn ich das Haupt in ihrer Gegenwart entblößte."
„Ihr sprecht in Räthseln, Rabbi. Ich dächte, Ihr verletzet gerade durch das Bedeckthalten des Hauptes die Ehrer-