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bieiung, während man sie durch Hauptentblößung ja eben zum Ausdruck bringt."
„Im Allgemeinen trifft das schon zu, daß man seine Achtung durch Abnahme der Kopfbedeckung bezeugt, aber in besonderen Fällen ist das selbst bei der allgemeinen landläufigen Anschauung nicht immer der Fall. Nimmt z. B. der Soldat Helm und Mütze ab, wenn er vor feinem Kaiser selbst steht?"
„Ich gebe zu," erwiederte der redselige, hohe Gast, „daß man verschiedener Meinung darüber sein kann, ob man seine Ehrerbietung durch Bedecken oder Entblößen des Hauptes besser ausdrückt, und daß die Form dieses Ausdruckes füglich gleich- giltig sein kann, wenn nur die rechte Gesinnung vorhanden ist. Aber ich dächte doch, daß unsere Gepflogenheit darin vernunftgemäßer ist, als die jüdische."
Rabbi Jesaja besaß in hohem Grade die Geistes- und Herzensbildung, verbunden mit dem feinen Takt, der seinen Partner nie die eigene geistige Ueberlegenheit fühlen läßt und selbst die Schwächen des Gegners in verbindlichen Formen zu kleiden weiß, ohne jedoch dabei etwas von seinem Standpunkte zu vergeben. Lächelnd bemerkte er:
„Sie haben von Ihrem Gesichtspunkte aus Wohl Recht, und die jüdische Gepflogenheit hat es vielleicht auch. Nehmen wir einmal an, man kann seine Ehrerbietung sowohl durch Bedeckung als Entblößung des Hauptes bekunden und räumen wir sogar der letzteren Art den Vorzug deshalb ein, weil derjenige, der sein Hut zieht, seine Ehrerbietung durch eine That ausdrückt, was im andern Falle nicht geschieht. Im Verkehr mit Menschen wäre daher dieser Brauch vielleicht wirklich der geeignetste. Aber die jüdische Ehrerbietung, die Gott und-