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ganzen Intention, die er bei dem Stadthauptmanne vorfand, leid that, ihn überhaupt in's Vertrauen gezogen zu haben, wollte er ihm nicht dieses einzige Moment preisgeben, das möglicherweise zur Bestrafung und Entdeckung des Diebes führen könne. Das Brett lag wieder oben im Schranke an seiner alten Stelle. Wenn der Herr Stadthauptmann wirklich ein besserer Detektive ist, als ich, dann wird er das, was ich gefunden, eben so gut finden, bis dahin hat es mit meiner Mittheilung Zeit, dachte Rabbi Jesaja und schwieg.
„Wo habt Ihr den Schlüssel zum Schranke?" fragte mit veränderter Amtsmiene der Herr Stadthauptmann.
Rabbi Jesaja ging zu dem großen Tisch,, der eine größere Schieblade in der Mitte und zwei kleinere an der Seite hatte, nahm den Schlüssel heraus und übergab ihn seinem hohen Gaste.
Dieser betrachtete sorgfältig den Schlüssel von allen Seiten. Er war ein Hohlschlüssel, wie jeder andere. Herr von Dingeldein blickte in die Höhlung hinein; in dem Schlüssel saß der Dieb nicht.
„Wünschen Sie," sagte der Rabbi, „daß ich den Schrank aufschließe?"
„Nein," erwiederte bedeutungsvoll der Herr Stadthauptmann mit dem Aufgebot seiner ganzen Detektivwürde, „was jetzt zu geschehen hat, muß Alles persönlich von mir vorgenommen werden."
Mit diesen. Worten näherte sich Herr von Dingeldein gravitätisch dem Schranke, steckte den Schlüssel in die Oeff- nung, versuchte ihn herumzudrehen, aber das ging so leicht nicht. Entweder war der Schlüssel falsch oder das Schloß verdorben. Rabbi Jesaja erbat sich wiederholt die Erlaubniß,