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VII.
Herr von Dingeldein hatte das Haus des Rabbiners kaum verlassen, als die Rabbincrin in die Lernstube ihres Gatten eintrat. Seiner treuen Lebensgefährtin hätte Rabbi Jesaja gerne das Vorgefallene mitgetheilt, aber er hatte sein Wort gegeben, mit Niemanden darüber zu sprechen, und dieses Wort durfte er auch der treuesten Seele, seinem anderen Ich gegenüber nicht brechen. Me Rabbinerin strahlte vor Freude. Sie wußte, weshalb ihr Mann heute früh aus die Polizei gegangen war, aber daß der Diebstahl ihrem Hause die Ehre eines so seltenen Besuches bringen würde, darauf hatte sie nicht gerechnet. Und daß ihr Mann in einer und derselben Sänfte mit dem Stadthauptmann die Frankfurter Judengasse passirte„ das setzte ihrer Freude die Krone auf. Sie war daher betroffen^ als sie ihren Gatten nichts weniger als freudig erregt traf. Bevor sie an ihn eine Frage richten konnte, sagte er:
„Ich sehe die ganze Gaste in einer Erregung über diesen ungewöhnlichen Besuch, schicke den Gemeindediener zu den Leuten, um sie zu beruhigen. Die Leute denken gewöhnlich an das Schlimmste, und sie haben in unserer trüben Zeit, die so reich ist an Plackereien und Verfolgungen, unter welchen wir Juden zu leiden haben, nicht ganz Unrecht, besorgt zu sein. Lasse ihnen also in meinem Namen sagen, es läge nichts Beunruhigendes vor."
„Mit dieser Maßregel bin ich Dir schon zuvorgekommen. Die Erregung war anfänglich noch eine stärkere. Ich schickte deshalb Poßnitzer unter die versammelte Menge und ließ ihr