von unserem Silber kein Stück fehlt, daß also ein doppelter Jrrthum vorliegen müsse."
„Darf ich das sagen? Unser theueres, von den Großeltern und Eltern überkommenes Silber haben wir doch in der That nicht mehr, darf ich eine solche Unwahrheit sprechen?"
Rabbi Jesaja lächelte. — „Ich habe von Dir keine Unwahrheit verlangt. Wir haben unser Silber wieder."
Und nun erzählte Rabbi Jesaja seinem wackeren Weibe alles Vorgefallene und als er mit der Erzählung zu Ende war, öffnete er den Wandschrank, in dem die Silbergeräthe unversehrt dastanden.
Die Rabbinerin konnte sich nicht fassen. Sprachlos starrte sie dahin, bis ihr Gatte sie aus ihrem sinnenden Brüten durch die Frage weckte: „Glaubst Du auch jetzt noch an Proßnitzers Unschuld?"
„Das Silber wieder an seinen Platz zu stellen, halte ich ihn für fähig, aber es fortzunehmen; das hat Proßnitzer niemals gethan."
„Die Erfahrungen der letzten Zeit haben Dich doch, Gott sei es gedankt, nachsichtiger in Deinem Urtheil gemacht. Möge uns nun Gott einen Lichtstrahl in dieses Dunkel fallen lassen, damit wenigstens kein Unschuldiger durch uns leidet. Jetzt aber muß ich den Stadtrichter Schaab aufsuchen, wenn ich diesen zur Milde stimmen kann, ist noch nicht Alles verloren."
Als die Rabbinerin das Zimmer ihres Gatten verlassen hatte, verschloß dieser es wieder von neuem. Er konnte sich nicht verhehlen, daß die von dem Stadthauptmann vorgebrachten Verdachtsmomente für Proßnitzer sehr belastend waren und dessen sofortige Verhaftung vollkommen rechtfertigten. Er hatte zu ihrer Entkräftung nichts als die gute Mei-