kalten, aristokratischen Züge, seine goldene Brille, aus der zwei graue, stechende Augen sich auf den Eintretenden hefteten, seine buschischen Augenbrauen und seine finster gerunzelte Stirne, alles das ließ Rabbi Jesaja nichts Gutes erwarten.
„Was wünscht Ihr? Aber macht's kurz, denn meine Zeit gehört noch anderen Besuchern, die nicht lange warten können," herrschte der Oberrichter von seinem Schreibtisch aus den Eintretenden an.
„Ich komme wegen eines jungen Mannes, der vor etwa zwei Stunden, als eines Diebstahls verdächtig, in Untersuchungshaft genommen wurde."
„Und was soll ich dazu thun?"
„Der Herr Oberrichter wolle mir gnädigst gestatten, den Gefangenen aufzusuchen."
„Was geht Euch denn der Gefangene an?"
„Er war bei mir Hauslehrer und ist, wie es scheint, dadurch in Verdacht gerathen, einen Diebstahl bei mir begangen zu haben, der eigentlich diesen Namen gar nicht verdient, da sich sämmtliche verloren geglaubten Gegenstände wieder an Ort und Stelle befinden."
„Von dem Falle habe ich amtlich noch gar keine Kenntniß und kann sie gar nicht haben, da bei den vielen Verhaftungen, die jetzt täglich erfolgen, gewöhnlich einige Tage verstreichen, bevor ich meinen Rapport erhalte. Aber, daß Ihr einen Gefangenen sprecht, der sich in Untersuchung befindet, das geht in keinem Falle an. Wollt Ihr sonst noch etwas?"
„Allerdings, Herr Oberrichter. Es liegt hier ein eigenartiger Fall vor, der die Anwendung einer milden Auslegung des Gesetzes gestattet und vielleicht verlangt, und darum wollte ich gehorsamst bitten. Ich, der Bestohlene, verlange keine Be-