„Seid Mauchel, Lehrer und Meister, das möchte ich so rasch nicht versprechen. Das Gegentheil möchte ich thun. In Schul ' möchte ich ausrufen, von Haus zu Haus möchte ich gehen und es Groß und Klein in die Seele hinein reden: „Ihr wagt es über Euren Führer und Meister zu urtheilen und ihn zu veruriheilen wegen einer Sache, die doch keinem so nahe gehet, als ihm selber." Ich möchte wohl wissen, ob von den Unzufriedenen, welche die Geschichte mit Proßnitzer gegen Euch ausspielen, sich auch nur ein Einziger befindet, der ihrethalben sich auch nur einen Tag Speise und Trank versagt. Ja, ich möchte wissen, ob, wenn ein anderer von einem so großen Schaden an seinem Besitzthum betroffen worden wäre, er auch nicht dasselbe gethan haben würde, wenn er hätte hoffen dürfen, dadurch wieder in den Besitz seines Eigenthums zu gelangen!"
„Ereifert Euch nicht," unterbrach ihn besänftigend Rabbi Jesaja, „und empfangt zunächst meinen heißen Dank für die gute Meinung, die Ihr nach allem Vorgefallenen auch jetzt noch von mir habt. Ich weiß, daß Ihr in dieser guten Meinung zur Zeit ziemlich vereinzelt dastehen werdet. Um keinen Preis möchte ich das Verdienstliche, das meinem Fasten etwa anhastet, dadurch in Frag« gestellt wissen, daß es ausposaunt wird, um mir die Gunst der Menschen zuzuwenden. Es würde auch nicht viel helfen. Die mich nach der guten Seite hin beurtheilen, werden es auch ohnedies thun, und diejenigen, die meiüe Handlungsweise zum Schlechten auslegen, werden sich dadurch kaum eines besseren belehren lassen. Könnte ich aber wirklich zweifellos auf die von Euch vorgeschlagene Weise einen Umschwung der ungünstigen Gesinnung bewirken, ich möchte es nicht einmal. Man verdächtigt in mir ja keinen Unschuldigen, ich habe das Unrecht begangen, das man mir nachträgt. Ich bin auch nicht