Krieg Zog die Hauptstadt des Landes in erster Reihe in starke Mitleidenschaft. Die Soldaten, die Kaiserlichen sowohl, wie die Aufständischen, zogen plündernd und mordend durch das Land, verbrannten ganze Dörfer, verwüsteten Landschaften und verbreiteten überall Schrecken und Elend.
Wie gewöhnlich mußten am meisten die Juden leiden, die sich von den Dörfern und Städten des Landes nach Prag flüchteten. Die jüdische Gemeinde der Hauptstadt war durch Contributionen und Steuern aller Art, am meisten aber durch die Schrecken der Belagerung so in Anspruch genommen, daß alle höheren idealen Interessen vor der Sorge des Tages zurücktreten mußten.
Bei dem Bombardement, das der Schlacht am weißen Berge am 8. November 1620 voranging, sielen die Bomben so dicht in die Prager Judengasse, daß der Aufenthalt darin eine fortwährende Lebensgefahr bedeutete. Die Jeschiba löste sich auf, selbst der tägliche Gottesdienst konnte nicht regelmäßig abgehalten werden. Es galt überall in erster Reihe die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen und täglich schlug, die Armen und Verarmten zu unterstützen, die Obdachlosen unterzubringen und dieses große, vielseitige Liebeswerk so zu organisiren, daß es den wirklich Bedürftigen zu Gute komme.
Rabbi Jesaja entfaltete eine fieberhafte Thätigkeit und ein organisatorisches Talent, das man hinter dem großen Gelehrten am wenigsten vermuthet hätte. Sein Heller Blick, sein praktischer Sinn übersahen sofort jede Schwierigkeit und brachten Ordnung und Geradheit in die verwickeltsten Zustände.
So gewiß Rabbi Jesaja seinen Mann voll und ganz stellte, so sehr er sich sagen durfte, daß er den an ihn gestellten