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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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nächsten Gemeinde sie ablöste. So kamen die Reisenden ohne jede Gefährdung in Frankfurt an, wo ihnen der Amtsnachfolger Rabbi Jesajas, Rabbi Samuel Hildesheim und mit ihm die ganze Gemeinde, einen festlichen Empfang bereitete.

XIII.

Mehrere Monate ließ sich die Familie in Frankfurt zu­rückhalten. Man suchte die theueren Reisenden mit allen Mitteln zu bewegen, die weite, gefährliche Reise ganz aufzu­geben und in Frankfurt dauernd zu bleiben. Rabbi Jesaja wollte sich jedoch zu keiner längeren Verzögerung verstehen, so sehr auch Frau und Kinder in ihn drängten. Das, was Rabbi Jesaja nach Frankfurt gezogen hatte, war nicht zu finden. Der Stadtrichter Schaab war schon seit einigen Jahren ge­storben, Herr von Dingeldein hatte als Oberst die Führung eines Regiments übernommen, so daß jeder Anhaltspunkt fehlte, um mit Erfolg die Nachforschung zu betreiben. Es hielt daher Rabbi Jesaja nicht länger in der Stadt, an die sich für ihn so schmerzliche Erinnerungen knüpften, zumal seine Sehn­sucht nach dem heiligen Lande um so stärker wurde, je größer alle Bemühungen waren, ihn von der Reise dorthin ab­zuhalten.

Als die Rabbinerin wiederholt unter Thränen bat, von der gefahrvollen Reise abzustehen, erwiederte ihr der Rabbi in seiner leutseligen, aber bestimmten Weise folgendes:

Mein Entschluß, nach Erez Jisroel zu gehen, steht fest, und kein Mensch wird ihn schwankend machen. Was würde man auch in Prag sagen, wenn ich anders handelte! Würden sie dort nicht meine ganze Reise als einen nichtigen Vorwand