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für gelitten. Mein Vater, gesegnet sei sein Andenken, fragte mich eines Tages brieflich an, ob ich bei einem Frankfurter Bankhaus auf ganz kurze Zeit zweitausend Gulden für ihn leihen könne, er werde sie vielleicht schon in vierzehn Tagen, jedenfalls aber in einem Monat gegen hohe Zinsen zurück- zahlen. Es handle sich um eine augenblickliche Krise, der ^r aber vollständig durch den Besitz von zweitausend Gulden an baarem Gelbe Vorbeugen könnte. O, hätte ich Euch, edler Wohlthäter von zahllosen Armen und Hilfesuchenden, doch von der ganzen Sache Mittheilung gemacht, Ihr hättet mir sicher mit Rath und That beigestanden, statt dessen that ich im jugendlichen Leichtsinn, was ich gethan habe. Ich nahm Euere theueren Silber- und Goldschätze, lieh mir darauf die nöthige Summe und konnte sie bald zurückbringen und die verpfändeten Werthsachen wieder an ihren Platz stellen. Es war zu spät. Wie oft wollte ich Euch Alles eingestehen und fußfällig um Euere Verzeihung bitten. Einmal war ich sogar deshalb schon bei Euch in Euere Lernstube eingetreten, aber eine falsche Scham hielt mich zurück und es folgte, was nun folgte."
Rabbi Jesaja seufzte tief auf, Proßnitzer, der diesen Seufzer verstand, fuhr fort: „I h r habt Euch über Alles, was geschehen ist, keinerlei Vorwurf zu machen. Ihr habt mich niemals angeklagt, Ihr hättet, wenn Ihr gewußt hättet, wer Euch Euere Werthsachen gestohlen, tausendmal lieber den Verlust ertragen, als mich der Polizei übergeben. Ihr habt ja nicht einmal den Dieb verklagt, Ihr habt Euch nur an die städtischen Gerichte gewandt, daß sie Euch behilflich sei, dem Thäter auf die Spur zu kommen. Das Alles weiß ich. Ich weiß, wie Ihr Euch gehärmt habt, wie Euch diese unglückliche That von Frankfurt fortgetrieben hat, wie Ihr auch in Prag