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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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sprechend mehr für das cursorische Studium des Talmud und der Poskim, während Rabbi Moscheh mehr für das statarische "Vertiefen in jede Piöce, mehr für das mul tum als für das multn sich begeisterte.

Rabbi IM war ein Schüler von Rabbi Akiba Eger, Rabbi Moscheh ein Schüler von Rabbi Moscheh Sofer. Rabbi Joel war in seinem Innern so fest davon überzeugt, daß Nie­mand richtig ein Stück Gemoro verstehen kann, der nicht bei Rabbi Akiba Eger, die Jeschiba besuchte, wie Rabbi Moscheh dieselbe Ueberzeugung von demjenigen hatte, der nicht bei Rabbi Moscheh Sofer gelernt hat. Diese Männer waren die er- bittersten Gegner und die intimsten Freunde in einer Person. Was der eine behauptete, bestritt der andere, wenn aber die Behauptungen des Einen von einem Dritten angegriffen worden, so leistete ihm der andere sofort werthvollen Sukkurs. In der Klaus konnte in der Hitze des Gefechtes der eine über den andern die Zähne knirschen und die Hand gegen ihn er­heben; in Familien- und Gemeindeangelegenheiten gingen sie beide Hand in Hand, wie es zwei alten Freunden zukommt. Endlich waren es noch zwei Momente, welche den Contraft zwischen diesen beiden Männern vervollständigten. Rabbi Moscheh war auch in weltlichen, profanen Dingen nicht uner­fahren, las populäre Schriften und jeden Tag seine Zeitung, so daß er auch in politischen Dingen ein gesllndes, zutreffendes Urtheil hatte. Rabbi IM las auch seine Zeitung, natürlich eine konservative, während Rabbi Moscheh auf eine radikale abonnirt war, aber in das politische Gebiet vertiefte er sich weniger. Er las die Inserate, die Unglücksfälle und Ver­brechen, sowie die Stadtneuigkeiten, den politischen Theil streifte er nur, wenn besonders wichtige Ereignisse die allge-