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Eine ungekannte Welt : Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben / von Judäus
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Königreich zu verschenken gehabt hätten, sie hätten es leichten Herzens demjenigen gegeben, der ihnen Peschat in dem Mah- ram Schiss sagte, aber so, daß beide davon befriedigt waren. Aber da der Gelehrte noch nicht geboren war, der es beiden hätte recht machen können, so versuchten sie in ihrer Weise die Schwierigkeit zu lösen. Die Politik war zwar jetzt abgethan, aber eine gewisse Gereiztheit war noch von dem einleitenden Wortgeplänkel geblieben. Deshalb war es für jeden doppelt schwer für seine Lösung des Räthsels auch die Zustimmung des anderen zu gewinnen.

Rabbi Joel hatte eine ganz neue, von Raschi's Erklärung abweichende Auffassung des schwierigen Themas versucht. Aber kaum hatte er begonen, so siel ihm Rabbi Moscheh in die Rede mit dem bloßen Wort:Chalaumes (Träume)!"

Laß mich nur einmal wenigstens ausreden."

Ich weiß schon, wo Du hinaus willst, es sind Chalaumes."

Und wenn es Chalaumes sind, so höre einmal meinen Cholom an. Glaubst Du nicht an Träume?"

Nein, an Träume glaube ich nicht."

Dann bist Du ein Apikores, Du bist mechullek gegen Schaß und Poskim."

Das ist nicht wahr. Unsere Chachomim waren selbst darüber getheilter Meinung, und es bleibt jedem unbenommen, es mit dem einen oder anderen zu halten."

Rabbi IM schwieg, was sonst nicht seine Weise war. Einige Minuten sah er unverwandten Blicks in seinen Folianten, als suche er etwas darin. Ein Blick Rabbi

Moscheh's überzeugte diesen, daß seinen Freund und Gegner «in seelischer Vorgang ungemein bewegte, den er sich nicht er-