138
Morgen in die Klaus kam, erwartete ihn bereits Rabbi Joel, Sie gingen Zusammen in das an die offizielle Klaus stoßende Nebenzimmer, um nicht gestört zu werden und schloffen es zur größeren Vorsicht noch ab.
„Warum schließt Du ab?" fragte Rabbi Moscheh. „Wir haben doch keine Sforim hier für den Fall, daß wir etwas einzusehen nöthig haben?"
„Für das, was ich Dir zu sagen habe, braucht es keine Bücher. Aber eins muß ich Dir vorausschicken. Ich weiß, daß Du manchesmal Zweifel in die Wahrheit meiner Worte setzest; auch wo Du mir es nicht sagst, sehe ich's Deinen Augen an. Aber-"
Rabbi Moscheh unterbrach seinen Freund mit einer verbindlichen Entrüstung über eine solche Voraussetzung. Aber Rabbi Joel wußte ganz wohl, was er redete und auch wie ihn Rabbi Moscheh beurtheilte und fuhr fort:
„Aber diesesmal ist Alles bitterer Ernst, für dessen Wahrheit ich meinen Kopf einsetze. Unser Vater hat es uns in seiner Scheidestunde gesagt, es ist nie über meine Lippen gekommen, aber Dir wollte ich's schon lange offenbaren. Als uns unser guter Vater verlassen sollte, sammelte er uns um sein Lager, legte jedem segnend zum letzten Mal die Hände auf's Haupt und ermahnte uns zu allem Frommen und Guten. Dann fuhr er fort: Ihr müßt frömmer und braver sein, als alle Menschen, denn Euch hat Gott ein Wunder durch mich erwiesen, das er selten Jemand erweist und das ich Euch zum Abschied erzählen will, damit auch Ihr es einst Euren Kindern erzählt, wenn über hundert und zwanzig Jahre die Stunde schlagen sollte, die Euch von Ihnen ruft."
„Du weißt," fuhr Rabbi Joel fort, „daß mein Vater,