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hin; sie aber sagte: „Es war nichts. Unser Seder war so schön, und ich denke mit Schrecken an die Zeit, wenn Peßach vorbei sein wird und wir unsere Schulden bezahlen müssen, ohne zu wissen, woher wir das Geld nehmen sollen."
^ „Ich wies sie zurecht, daß sie mit so trüben Gedanken sich den Jom tos verstärk und erinnerte sie an das Wort von Rabbi Elieser Hagadol: „Wer heute zu essen hat und für morgen sorgt, gehört zu den Kleinmüthigen." Sie stimmte mir bei und versprach, sie werde sich gewiß nicht mehr am Jom tos solchen Gedanken hingeben. Ich sagte dann mein Schir Ha-- schirim und schlief dabei ein. Ich hatte den ganzen Tag als Bechor gefastet und schwer gearbeitet, wodurch ich müder als sonst war. Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht mehr, aber als mich Eure Mutter weckte, sagte ich ihr, ich hätte einen merkwürdigen Traum gehabt. Es sagte mir Jemand, ich sollte sobald als möglich nach Lundhosen auf das Feld gehen, wo wir jedes Jahr unseren Schmuro-Weizen schneiden, dort würde ich mein Glück machen. Am ersten Tag Peßach, als ich nach Tisch in unserem Lehnsessel mein Mittagsschläfchen hielt, hatte ich denselben Traum und in der zweiten Sedernacht träumte ich ihn zum dritten Male. Am zweiten Tag Peßach nach Schul gehe ich zum Ras — sein Andenken sei zum Segen — und erzählte ihm die ganze Geschichte und bat ihn um seinen Rath.
Derselbe sagte mir: „Warum solltet Ihr nicht thun, was Euch im Cholem geheißen wurde? Wie viele Wege macht ein Handelsmann auf's bloße Ungefähr hin? Den Weg nach Lundhofen kennt Ihr gut und das könnt Ihr schon riskiren. Nur den einen Rath gebe ich Euch: Außer Euerer Frau sagt jetzt und später keiner Seele auf der Welt von dem ganzen .Handel." ^