Bensew's spezieller Freund war der Herr Pfarrer. Dieser war ein alter, würdiger Herr; die verkörperte Leutseligkeit und Biederkeit. Keiner von beiden ging am Hause des andern vorbei, ohne die Gelegenheit zu einem freundschaftlichen Gespräch zu benützen. Des Abends saßen die beiden Männer oft auf der hölzernen Bank vor dem Pfarrhause zusammen und besprachen die Tagesneuigkeiten, oder was sonst in der Gemeinde gerade auf der Tagesordnung stand.
An einem heißen Julitage Anfangs der fünfziger Jahre war Bensew über Land gegangen und kam Abends von einem mehrstündigen Marsch ermüdet nach Hause. Sein Weg führte ihn an dem Pfarrhause vorbei, aber er hatte wenig Lust, sich jetzt daselbst aufzuhalten, obwohl er schon von ferne den Pfarrer auf seinem Lieblingsplätzchen sitzen sah. Aber wie erschrak er, als er näher kam und den verglasten, stieren Blick seines Freundes und dessen schmerzlichen Gesichtsausdruck gewahrte. In der Hand zitterte ein großer Bogen, ohne Zweifel ein amtliches Schriftstück, in das der Pfarrer so vertieft schien, daß er kaum auf den vorübergehenden Freund achtete. Betroffen eilte Bensew aus ihn zu.
„Was giebt's, Sie sehen ja ganz verstört aus?"
„Ah, Ihr seid's, Bensew, habt Ihr auch schon von der Sache gehört, man spricht Wohl schon im ganzen Dorfe davon?"
„Von was denn um Himmelwillen, ich komme von über Land und habe Niemanden vom Dorfe gesehen; ich weiß daher auch nicht, worüber man im Dorfe sprechen sollte."
„So, so, Ihr wißt noch nicht von meinem Unglück, da könnt Jhr's schwarz auf weiß lesen. Aber geht erst nach Hause, betet Euer Abendgebet, esset zu Nacht und kommt dann auf ein