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erstens nicht verzeihen, daß ich wiederholt von der Kanzel aus gegen den Wirthshausbesuch am Sonntag während der Kirche geeifert hatte. Dazu kommt noch, daß Holzmann den ganzen Garten kaufen wollte, und zwar zu so einem unerhört billigen Preis, daß ich mit aller Entschiedenheit dagegen protestiren mußte, so gerne ich auch im Interesse der Kinder den Garten veräußert hätte. Wie Ihr wißt, habe ich vor länger als Jahresfrist in den Zaun, der den Garten der Waisen von meinem Gärten trennt, eine Verbindungsthüre machen lasten, damit ich von meinem Garten bequemer hinein gelangen kann, ohne jedesmal erst über die Straße zu muffen. Daraus hat der Holzmann mir einen Strick gedreht und in dem Kon- sistorialverweis wird das mir so ausgelegt, als ob ich das deshalb gethan hätte, um ohne Controlle die Früchte des Gartens leichter in mein Haus schassen zu können; was soll man zu einer solchen Schurkerei sagen, Bensew?"
Dieser schwieg nachdenklich einige Minuten, während der Pfarrer unverwandten Blickes das verhängnißvolle Schreiben des Kasseler Konsistoriums zum soundsovielsten Male durchlas.
Wäre der letztere nicht so in seine Lektüre vertieft gewesen, so hätte ihm nicht der Strahl der Freude entgehen können, der Plötzlich aus den Augen Bensew's leuchtete. Aber der kluge Freund unterdrückte rasch die aufflackernde Freude, er wollte nicht zu früh verrathen, daß er einen Weg gefunden zu haben glaubte, wie hier zu helfen sei.
Nach einigen Minuten des Schweigens fuhr der Pfarrer fort:
„Wenn die Sache erst im Dorf bekannt wird, dann ist meine Ehre, mein Ansehen und vielleicht meine ganze Stellung